Erasmus in Utrecht: Je genauer wir planen, desto härter trifft uns … Corona
#Europa #Niederlande #Utrecht
Bevor die Corona-Krise losging...
Im Studentenwohnheim in der Kornoeljestraat , auch liebevoll "Korno" genannt, habe ich erlebt wie Menschen aus völlig verschiedenen Kulturen/ Ländern eine so tolle Atmospähre und ein Miteinander erschaffen können, dass es sich anfühlt wie eine zweite Familie...
Jeder war für den anderen da. Sei es einem Floormate morgens eine Waffel in die Hand zu drücken, wenn er noch nichts zum Frühstück hatte, gemeinsam den Gemeinschaftsraum mit Lichterketten und Ballons zu schmücken, oder einen internationales Dinner für alle auf dem Flur zu veranstalten, bei dem jeder mithalf.
Nach dem ersten Monat fühlte sich bereits jeder wie Zuhause im Korno, obwohl die Bäder nicht die neusten waren und das Treppenhaus sehr steril wirkt.
Anfang der Corona-Krise...
Als Corona noch nicht in Europa angekommen war, hatten einige Floormates sich Erkältungen eingefangen, die wir dann umtauften in den "Korno"-Virus. Noch machten wir Scherze über die Situation.
Doch als dann auch in Amsterdam erste Fälle von Corona bekannt wurden, tat sich Skepsis auf, wie lange das Semester wohl wie gewohnt weiter gehen würde.
Nachdem auch in Groningen Quarantäne-Patienten bekannt wurden, fühlten sich viele Unwohl. Bei so vielen internationalen Studenten die viel in der Stadt und in den Clubs unterwegs sind, kann es nicht lange dauern bis sich auch einer unserer Floormates da Corona einholt.
Die Hochschule Hanze beschloss die Gebäuden bis zum 01.06. zu schließen, sodass lediglich Mitarbeiter Zutritt hatten.
Der Umstieg von lokalen Lehrmethoden auf die Online-Variante viel der Hanze nicht sehr schwer, da deren Plattform bereits eine "Board"-Applikation besaß, bei der ganze Kurse interaktiv an der Vorlesung teilnehmen konnten.
Doch beispielsweise Fotos von Quarantäne-Fahrzeugen die vor Häusern in der Nachbarschaft hielten, verbreiteten sich wie ein Lauffeuer.
Universitäten aus den USA oder Spanien kontaktierten die Studenten in Groningen und drängten sie zu einer Entscheidung, dass sie zurück in ihr Heimatland kommen sollten.
Im USA-Beispiel, teilte das College der Studentin mit, dass sie sich innerhalb von 24h entscheiden müssen, ob sie bleibt oder nach Hause fliegt. Der Grund dafür war die Schließung der Grenze zur USA. Niemand solle mehr einreisen. Eine sehr schwierige Entscheidung, die mit vielen Kosten (sowohl persönliche als auch finanzielle) verbunden ist.
Zudem war es nicht günstig einen spontanten Flug zu organisieren.
Auch die anderen Mitbewohner auf meinem Flur meinten, es würde nicht mehr lange dauern, bis wir diesen Virus auch haben, wenn wir hier bleiben. Wenn man eine Hauptaktivität im Korno nennen müsste, war es in Gesellschaft zu schnacken, Karten zu spielen, zu kochen oder einen zu heben.
Die SSH (Organisation, die verantwortlich ist für die Studentenwohnheime) teilte später mit, ab sofort müsse jeder auf seinem Zimmer bleiben und nur vereinzelt dürfte man dan Gemeinschaftsraum oder die Küche betreten. Immer mit einem Abstand von 1,5m.
Es war das komplette Gegenteil von dem, was das Auslandssemester ausmachte.
Trotz einer positiven Einstellung, dass bald alles besser werden würde, reisten nach und nach meine Floormates ab. Aktuell sind noch 2 von den 15 Floormates im Korno.
Bei mir war es ein spontaner Wochenend-Besuch bei meinen Eltern, der dann zum Langzeit-Aufenthalt in Deutschland wurde. Zu dem Zeitpunkt wurden viele der Grenzen in Deutschland dicht gemacht. Ich hatte Angst nicht mehr zurück nach Deutschland zu kommen, wenn ich wieder in die Niederlande einreisen würde.
Bei der Entscheidung halfen mir meine Eltern, meine Freundin, aber auch mein Projekt-Team aus der Uni und die Dozenten. Der Dozent sagte mir: "Felix, no matter what happends... your and the health of your family comes first! Dont worry about school. We will manage that online."
Dies half mir sehr bei der Entscheidung ob ich in Deutschland bleiben solle oder nicht.
Glücklicherweise konnte wenigstens die Projektarbeit digital weitergehen, sodass die Aufwendung an der Hanze auch meinem Fortschritt im Studium zugute kommen.
Dennoch vermisse ich die Korno-Family und hoffe, dass wir uns in Zukunft alle zusammen wiedersehen können. :'(
Niederlande
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