Erfahrungsbericht: Praktikum Indien

Allgemeine Daten

23.09.2016 - 28.12.2016
Indien
Pune
Phase-IV, Chakan MIDC, Nighoje,Khed, A-31/32

Art des Aufenthalts

Praktikum Auslandssemester Kurzaufenthalt Abschlussarbeit

Hochschule / Betrieb im Ausland

KELVION INDIA PVT. LTD.

Fachrichtung des Betriebs

Plattenwärmetauscher - Verdampfer - Zuckerindustrie

Studiengang

Verfahrens-, Energie und Umwelttechnik

Vor meiner Abreise

Wie war die Praktikums- / Studienplatzsuche?

Auf der Suche nach einer passenden Stelle für meine Praxisphase hatte ich zunächst keine klare Vorstellung, von dem was ich machen möchte. Das Einzige das feststand war, dass ich es definitiv nicht in Deutschland machen möchte.

Somit begann die Suche nach einem geeigneten Praktikum im Ausland. Meist mit Hilfe von einschlägigen Praktikabörsen im Internet. Bereits Jahre zuvor hatte ich bei Firma GEA (heute Kelvion) in Sarstedt, als Aushilfe gearbeitet. Nach reiflicher Überlegung habe ich mir die alten Kontakte zu nutze gemacht und dort angefragt, ob die Möglichkeit besteht in einer deren ausländischen Zweigstellen meine Praxisphase abzuleisten.

Auf meine Anfrage hin wurde mir mitgeteilt, dass demnächst der indische Chef in Deutschland sei und ich Ihm doch direkt meine Mappe in die Hand drücken könne.

Gesagt, getan und so kam ich nach Indien.

Wie war die Zimmer-/Wohnungssuche?

Leicht Mittel Schwer

Meine Unterkunft war...

von Privat Studentenwohnheim Eigene Wohnung Wohngemeinschaft Serviced Apartment

Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft

Bei dem Thema Wohnungsangelegenheiten hatte ich zum ersten Mal Kontakt mit der "indischen Mentalität", welche durchaus auf Konfrontationskurs mit unserer westlichen Mentalität stehen kann. So musste ich hier bitterlich feststellen, dass eine Zusage in Indien eine andere Wertigkeit hat als eine in unserer westlichen Kultur.

So wurde mir vor Beginn des Aufenthalts mitgeteilt, dass ich zuerst zwei Tage im Hotel untergebracht werde und danach sollten mir 3 Apartments zur Wahl stehen.

Dieser zuerst gut klingende Plan ging leider vollends schief. Aus den 2 Tagen wurde eine Woche und meine Unterkunft habe ich letztlich selbst organisieren müssen. Dies hat sich aber glücklicherweise recht einfach gestaltet.

Finanzen und Versicherungen

Welche Versicherungen hast Du vor der Reise abgeschlossen?

Kranken- und Haftpflichtversicherung
Reiseversicherung
Unfallversicherung

Möchtest Du etwas zu den Versicherungen anmerken?

Da ich ohnehin zusatzversichert bin habe ich mir bei der Versicherung lediglich die Bestätigung organisiert, dass diese auch in Indien gültig ist.

Allerdings muss man in Indien für sämtliche Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte privat in Vorkasse gehen und kann sich das letztlich erstatten lassen.

Wie lief es mit den Finanzen?

Finanziell hat das Hin und Weg Stipendium einiges einfacher gemacht und für deutlich mehr Spielraum in meinen Aktionen gesorgt.

Unter anderem hat die Reisekostenpauschale von 525 € sich ziemlich genau mit den Kosten für den Flug gedeckt. Zusätzlich zum Hin und Weg Stipendium hat sich die Firma bereiterklärt mir ein Gehalt von 500 € im Monat zu bezahlen, was für indische Verhältnisse nicht wenig ist.

Art der Finanzierung

Stipendium
Eltern/Familie
Ersparnisse
Darlehen
BaföG

Wie waren die Lebenserhaltungskosten?

Mit wenigen Ausnahmen kann man sagen, dass die Lebenshaltungskosten in Indien äußerst gering sind.

Allerdings muss man hier ein großes ABER voranstellen denn Ausländer werden in Indien an jeder Ecke über den Tisch gezogen, insofern man nicht mit einheimischen unterwegs ist. Selbst durch erhöte Preise sind die Kosten für uns noch sehr niedrig.

Ein weiteres ABER gilt für alles was aus dem Ausland kommt, also sämtliche importierte Kleidung, Elektronik und auch westliche Hotelketten sind auf dem selben Preisniveau wie man es aus Deutschland kennt.


Beispiel:
Stunde Fahrt mit dem Taxi -> 150 - 200 INR -> 2 - 2,5€

Unterkunft im Monat (ca.)

450

Verpflegung im Monat (ca.)

100

Freizeit im Monat (ca.)

Je nach Reisen ~200

Während meines Aufenthalts

Die üblichen Formalitäten...

Wer schon immer mal den Gedanken hatte, Deutschland sei Bürokratisch, der war noch nicht in Indien.
In Indien ist jeder Schritt, der etwas mit Verwaltung zu tun hat ein Drama.

Angefangen hat das bereits beim beantragen des Visums und zog sich durch alle Lebensabschnitte.
So benötigt man als Ausländer für den Erwerb einer SIM Karte eine Kopie des Reisepass, Kopie des VIsa, Passfotos sowie die Adresse und Telefonnummer eines langjährigen indische Freundes.
Wenn man dann all diese Unterlagen zusammen hat kann man nach weiteren 4 bis 5 Tagen endlich wieder seine Zeit am Handy verschwenden.

Kurzbeschreibung zur Hochschule/Einrichtung...

Meine Firma Kelvion PHE Pvt Ltd ist einer der führenden Hersteller von Plattenwärmetauschern mit langer Geschichte in Deutschland.
Seit 2005 besteht die indische Tochterfirma mit eigener Fabrik in Pune.

Für alle die nicht wissen was Plattenwärmetauscher sind: Man benutzt diese s.g. PWT's in der Verfahrenstechnik um Energieeffizient wärme von einem Medium auf ein anderes zu übertragen. Dies findet viele Anwendung in der Nahrungsmittel, Zucker, chemie und Marine industrie.

Tätigkeiten / Inhalte / Lehrveranstaltungen deines Praktikums / Studiums /etc.

Ich hatte während meines Praktikums die Möglichkeit ein aktuelles Projekt zu begleiten. Dabei durfte ich dabei alle Planungsstufen von der Auslegung bis zur Fertigung einmal durchlaufen und mit meinen eigenen Rechnungen, händisch überprüfen.
Bei diesem Projeckt handelte es sich um eine 3 stufige Verdampferstation für eine Zuckerfabrik.

Wie war der Kontakt zu Kommilitonen/Arbeitskollegen/Einheimischen?

Ich bin mit den Erwartungen nach Indien gefahren, dass man mit englisch einigermaßen weit kommt und ich zumindest in der Firma damit mich weitgehend fließend unterhalten kann.

Die Realität war allerdings eine andere. Bei einer analphabeten rate von über 30% der Bevölkerung (knapp 400 Millionen Menschen!!) hätte man auch selbst drauf kommen können.
So gestaltete sich das tägliche Leben mit einheimischen aus kleinen gelernten Hindi-Phrasen und Zeichensprache. Auch wenn jemand gutes Englisch sprach, musste man sich zusätzlich noch an den doch recht eigenartigen Dialekt sowie seiner eigenen Worte gewöhnen.

Überrascht war ich davon, dass vorallem Kinder recht gutes Englisch sprechen.

Was hast Du in deiner Freizeit gemacht?

Leider habe ich ein bisschen "ab vom Schuss" gewohnt weshalb ich innerhalb der Woche fast nur Arbeiten konnte.

Aber entgegengesetzt der Eintönigkeit in der Woche hat mein Leben am Wochenende größere Sprünge gemacht. Nach einiger Eingewöhnungszeit habe ich mir fast sämtliche Wochenenden mit reisen verplant.

So ging es an den Wochenenden nach Delhi, Jaipur, Bangalore, Mumbai, Chennai und und und..

Nach meiner Rückkehr

Fazit und besondere Erlebnisse

Nach wie vor bin ich unglaublich gespalten über mein eigenes Fazit.

Indien ist ein unglaublich faszinierendes und beeindruckendes Land mit all seinen Farben, Tempeln, Bräuchen und der ganzen Natur drum herum andererseits ist es auch äußerst abstoßend mit dem Verkehr, der Umweltverschmutzung und der ganzen Armut mit welcher man unaufhaltsam konfrontiert wird.

Ich glaube fachlich hat mich der Aufenthalt nicht wirklich voran gebracht, dafür aber menschlich und geistig gestärkt.

Wie klappte es mit der Anerkennung der Leistungen für das Studium an der HsH?

Da es sich hierbei nur um ein Praktikum handelt sollte es hierbei keinerlei Probleme mit der Anerkennung geben.

Welche weiteren wichtigen Hinweise hast Du für zukünftige Studierende?

Wer nach Indien geht sollte auf jeden Fall ein dickes Fell haben!
Man sollte sich mit viel Dreck und Armut arrangieren können. Auch muss man einfach sagen, dass jeglicher Versuch Indien mit Deutschland zu Vergleichen zum scheitern verurteilt ist, denn die Dinge laufen in Indien einfach anders.

Das aller erste mit dem man sich als Indien Neuankömmling konfrontieren muss ist der Rollenwechsel in eine ethnische Minderheit.
Noch nie zuvor habe ich in einem Land gelebt, in dem einen die Menschen anstarren oder anders behandeln aufgrund seiner Hautfarbe.
Weiterhin muss man sich darauf gefasst machen, dass man sich in einer gänzlich Fremden Kultur befindet in der nicht nur Sprache und Aussehen der Menschen anders sind sondern auch grundlegende Verhaltensweisen, Standards und Denkweisen.
Kleine Beispiele sind, dass es unhöflich ist etwas mit der linken Hand weiter zu reichen, da diese als "dreckig" gilt.

Wie wirkt sich dein Aufenthalt auf den weiteren Werdegang und die Pläne für weitere Auslandsaufenthalte aus?

Ich glaube, dass mein Drang nach neuen Erfahrungen, Abenteuer und vielleicht auch nach Herausforderungen bereits vor meiner Reise ziemlich hoch war und sich auch durch diesen Aufenthalt nicht drastisch verändert hat.

Für meine Zukunft werde ich, nach wie vor, jede Chance nutzen Eindrücke Abseits des deutschen Schreibtisches zu erfahren. Vielleicht nächstes mal nicht in Indien allerdings würde ich es auch nicht ausschließen.


फिर मिलेंगे !