Wanderlust

Wie war die Praktikums- / Studienplatzsuche?

Die Pratikumssuche stellt sich in China als sehr schwierig und kompliziert heraus. Mit einem normalen Studentenvisum (X1) darf man in China nicht arbeiten oder ein Praktikum antreten. Dies ist der Hauptgrund weshalb viele Unternehmen keine Ausländer mehr als Praktikanten anstellen. Als Student ist es nur möglich ein Praktikum in China zu beginnen, wenn die jeweilige Universität einen Vertrag mit dem Betrieb schließt. Somit ist man offiziell Student, kann aber in einem Betrieb arbeiten. Diese Änderung muss zusätzlich im Visum festgehalten werden. Dieses Verfahren ist den meisten Firmen leider nicht bekannt, umso schwieriger gestaltet sich die Suche. In den Bewerbungen wurde auf dieses Verfahren hingewiesen, doch oftmals gab es keine Rückmeldung, da die Bewerbungen von Anfang an ignoriert werden. Selbst über Praktikumsargenturen war kein Erfolg in Aussicht.
Auf Bosch bin ich über einige Kommilitonen aufmerksam geworden, die sich erfolgreich bei Bosch Power Tools (China) Co., Ltd. in Hangzhou beworben haben. Zu der Zeit gab es leider keine Stelle für Ingenieure, darum habe ich es mit einer Initiativbewerbung per Mail direkt an den Abteilungsleiter der Engineering Technology and Drive Systems Abteilung versucht. Den Kontakt habe ich von einem deutschen Praktikanten bekommen, der bereits dort gearbeitet hat. Innerhalb einer Woche habe ich eine Rückmeldung und eine Einladung zum Bewerbungsgespräch erhalten. Da meine Universität ebenfalls in Hangzhou war, konnte ich ohne Probleme das Bewerbungsgespräch wahrnehmen. Das Gespräch ging circa eine Stunde und zwei Wochen später habe ich die Zusage bekommen. Nachdem ich die Zusage bekommen habe, war der weitere Verlauf im Gegensatz zur Praktikumssuche sehr angenehm. Alle vertraglichen Dinge wurden per Email geklärt, das Visum und den Vertrag zwischen Bosch und Universität habe ich zu Beginn meiner Praktikumsphase abgeschlossen.

Wie war die Zimmer-/Wohnungssuche?

Leicht Mittel Schwer

Meine Unterkunft war...

von Privat Studentenwohnheim Eigene Wohnung Wohngemeinschaft

Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft

Die Wohnung, die von Bosch gestellt wurde, war wirklich sehr gut, Deutscher Standard. In der 3er WG hatte jeder sein eigenes Zimmer. Zwei Bäder, Wohnzimmer und Küche sind für alle zugängig. Alle Zimmer waren möbliert. Nur leider waren die Zimmer von der Größe her sehr unterschiedlich.

Welche Versicherungen hast Du vor der Reise abgeschlossen?

Kranken- und Haftpflichtversicherung
Reiseversicherung
Unfallversicherung

Möchtest Du etwas zu den Versicherungen anmerken?

Bitte erkundigt euch vorab, ob eure Krankenversicherung wirklich alles abdeckt. Ich habe Fälle erlebt, da zahlte die Versicherung nicht. Also bitte vorher genau erkundigen und lieber etwas mehr Geld für die Versicherung ausgeben.

Wie lief es mit den Finanzen?

Finanziert habe ich mein Auslandspraktikum über mein Erspartes, einem Stipendium und über das Gehalt von Bosch. Zusätzlich konnte ich Geld einsparen, weil Bosch die Wohnung gestellt hat.

Art der Finanzierung

Stipendium
Eltern/Familie
Ersparnisse
Darlehen
BaföG

Wie waren die Lebenserhaltungskosten?

Die Lebenshaltungskosten sind etwas geringer als in Deutschland. Dennoch gibt es nach obenhin keine Grenze, je nachdem was man unternimmt. Jeden Tag in einem internationalen Restaurant essen gehen ist natürlich sehr teuer auf Dauer. Kocht man selbst oder geht bei den lokalen Anbietern essen, sollte es kein Problem geben.

Unterkunft im Monat (ca.)

300€, wurde aber von der Firma übernommen

Verpflegung im Monat (ca.)

150€

Freizeit im Monat (ca.)

150€, Reisen ausgenommen

Die üblichen Formalitäten...

Bankkonto wurde von der Firma übernommen, ebenso wie die lokale Anmeldung beim Bürgeramt. Internet war bei der Ankunft in der Wohnung bereicht vorhanden. Um eine Handykarte musste ich mich selbst kümmern. Um das erste Visum muss man sich ebenfalls selbst kümmern, für die Verlängerung bekommt jeder internationale Praktikant Unterstützung von Bosch.

Tätigkeiten / Inhalte / Lehrveranstaltungen deines Praktikums / Studiums /etc.

Für Herrn Li Bin, meinen Chef und Mentor, habe ich in meiner Anfangszeit an einem Drive System Benchmark Projekt gearbeitet. In den letzten Wochen habe ich das Project „Internet of Things“ kurz IOT bekommen.
Eine weitere Ansprechperson für mich war Herr Fang Chengzhi, Gruppenleiter im Bereich Motor Development. Für ihn und seine Gruppe habe ich Konverter in Visual Basic geschrieben, um Motor Performance Daten zu erfassen.
Ein weiteres Projekt an dem ich teilgenommen habe, war der „Diversity Day 2016“ im Auftrag der HR-Abteilung. Dieses Event wurde hauptsächlich von ausländischen Praktikanten und Arbeitnehmern gestaltet, um eine möglichst große Vielfalt zu haben.

Wie war der Kontakt zu Kommilitonen/Arbeitskollegen/Einheimischen?

Die Arbeitskollegen waren zu jederzeit sehr freundlich und hilfsbereit. Dennoch gab es teilweise Probleme bei der Kommunikation. Viele sprechen kein gutes Englisch und gerade bei Fachbezogenen Themen ist eine Verständigung oft sehr schwer.

Was hast Du in deiner Freizeit gemacht?

In meiner Freizeit habe ich viel Sport getrieben. Oftmals ist man mit anderen internationalen Praktikanten essen gegangen oder hat etwas anderes zusammen unternommen. An den Wochenenden und Urlauben habe ich öfter kleinere Ausflüge gemacht.

Fazit und besondere Erlebnisse

Obwohl Bosch ein deutsches Unternehmen ist, brauchte ich etwas länger bei der Eingewöhnung in den Arbeitsalltag. An die Arbeits- und Kommunikationsweise in China muss sicher jeder gewöhnen. Das Verhalten und der Umgang miteinander sind anders als in Deutschland. Dinge die in Deutschland völlig ausgeschlossen wären, wie das Schlafen am Arbeitsplatz, sind hier Gang und gebe.

Eines der Dinge die nicht so gut funktioniert haben war, dass es zwischen den Projekten keine Aufgaben für mich gab. Selbst auf Nachfrage nicht. Dadurch gab es einige Tage, an denen ich wenig bis gar nichts zu tun hatte. Außerdem kam die Einarbeitung oft zu kurz. An den Team Meetings konnte ich leider nie teilnehmen, weil sie nur auf Chinesisch waren. Ich hätte bei einigen gerne teilgenommen, weil neue Motoren oder andere Projekte vorgestellt wurden. Für mich gab es nur spezielle Meetings eigens für meine Projekte. Dadurch ging manchmal der tiefere Einblick in meine Abteilung und in die Arbeit der anderen Kollegen verloren.

Insgesamt hat mir das Praktikum bei Bosch Power Tools in Hangzhou gut gefallen. Ich konnte in meinen eigenen Projekten Verantwortung übernehmen und meine erlernten Fähigkeiten aus dem Studium anwenden. Ich habe an abwechslungsreichen und interessanten Projekt mitwirken können und dabei meinen Horizont erweitert und viel Erfahrung gesammelt. Die negativen Aspekte waren meist nur Kleinigkeiten und die positiven Erfahrungen überwiegen eindeutig. Die längere Praktikumszeit von einem halben Jahr, anstatt 10 Wochen fand ich persönlich sehr gut und würde jedem raten länger zu machen. Der Einblick in die Firma und den Arbeitsalltag ist deutlich besser. Wenn die Zeit zu kurz kommt arbeitet der Praktikant an einem Projekt und verlässt die Firma wieder ohne wirklich das Unternehmen und die Tätigkeiten kennengelernt zu haben. Da allein schon mehrere Wochen für Eingewöhnung und Einarbeitung verloren gehen ist ein halbes Jahr Praktikum, gerade im Ausland, deutlich besser.

Wie klappte es mit der Anerkennung der Leistungen für das Studium an der HsH?

Bei der Anerkennung der Leistungen gab es keine Probleme.

Welche weiteren wichtigen Hinweise hast Du für zukünftige Studierende?

Lasst euch auf neue Dinge ein, probiert viel aus, seid offen und bildet euch eure eigene Meinung.

Wie wirkt sich dein Aufenthalt auf den weiteren Werdegang und die Pläne für weitere Auslandsaufenthalte aus?

Ich hätte schon Lust auf einen weiteren Auslandsaufenthalt, ich weiß nur noch nicht wo.