Erfahrungsbericht: Auslandssemester Italien

Allgemeine Daten

07.02.2018 - 27.06.2018
Italien
Teramo
Via Po

Art des Aufenthalts

Praktikum Auslandssemester Kurzaufenthalt Abschlussarbeit

Hochschule / Betrieb im Ausland

Università degli Studi di Teramo

Studiengang

Scienze della communicazione

Vor meiner Abreise

Wie war die Praktikums- / Studienplatzsuche?

Ich habe mich für ein Erasmusstipendium beworben und bin tatsächlich über meine Drittwahl nach Teramo gekommen. Da war die Überraschung erst einmal groß. "Ich kann doch gar kein Italienisch" war mein erster Gedanke. Letzten Endes glaube ich aber, dass Teramo das Beste ist, was mir passieren konnte.

Wie war die Zimmer-/Wohnungssuche?

Leicht Mittel Schwer

Meine Unterkunft war...

von Privat Studentenwohnheim Eigene Wohnung Wohngemeinschaft

Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft

In Teramo gibt es keine Wohnheime, man muss also selbst aktiv werden. Entgegen all meiner Erwartungen ging das aber total einfach! Man wird recht frühzeitig in eine Erasmus-Facebookgruppe eingeladen, wo viele Studierende schreiben, dass sie eine Wohnung suchen, der Ein oder Andere bietet aber auch eine Wohnung an. So habe ich eine einzige Skype-Besichtigung geführt und hatte ruck-zuck ein tolles WG-Zimmer. Teramo ist eine Kleinstadt, deswegen ist die Nachfrage nicht ganz so hoch. Ich habe niemanden kennengelernt, der bei der Wohnungssuche Probleme hatte.

Finanzen und Versicherungen

Welche Versicherungen hast Du vor der Reise abgeschlossen?

Kranken- und Haftpflichtversicherung
Reiseversicherung
Unfallversicherung

Möchtest Du etwas zu den Versicherungen anmerken?

Mit der normalen Krankenversicherung ist man im europäischen Ausland weiterhin versichert. Eine Stimmbandentzündung hat mich zum Arzt gejagt und das war absolut kein Problem, ich habe sogar ein kostenfreies Rezept für ein Antibiotikum bekommen. Wer aber "etwas besser abgesichert" sein möchte, sollte eine Auslandskran­ken­ver­si­che­rung abschließen, in der z.B. auch ein Rücktransport enthalten ist.

Wie lief es mit den Finanzen?

Mit der Erasmus-Förderung, ein wenig Unterstützung von meinen Eltern und etwas Erspartem meinerseits kam ich sehr gut über die Runden.

Art der Finanzierung

Stipendium
Eltern/Familie
Ersparnisse
Darlehen
BaföG

Wie waren die Lebenserhaltungskosten?

Das Einkaufen im Supermarkt ist in Italien etwas teurer als in Deutschland, deswegen habe ich meine Großeinkäufe bei Lidl gemacht. Dafür ist es in Italien zum Beispiel sehr günstig, mal kurz einen Kaffee trinken zu gehen. Die Mensa (ca. 3,50 € pro Mahlzeit, in die eine Vorspeise aus Pasta, ein Hauptgang, Dessert und ein Wasser enthalten waren) hat mich leider nicht überzeugt, weswegen ich zuhause gekocht habe.

Die Mieten sind in Teramo sehr gut bezahlbar. Mein Zimmer war ein Zimmer in einer 3er-WG und eigentlich ein Doppelzimmer. Ich hatte mit meinen zwei Betten und dem riesen Kleiderschrank also ein klein bisschen Luxus und habe trotzdem nur ca. 300 Euro monatlich bezahlt.

Die Universität liegt ein wenig in den Bergen, weswegen man, wenn man kein Auto zur Verfügung hat, auf den Bus angewiesen ist. Das Monatsticket hierfür liegt bei um die 30 Euro. Ansonsten kann man in Teramo alles zu Fuß erreichen. Zug und Bus zu Ausflugszielen in der Nähe sind preislich echt okay.

Unterkunft im Monat (ca.)

300,00 (ich war etwas über dem Durchschnitt)

Verpflegung im Monat (ca.)

150,00-200,00

Freizeit im Monat (ca.)

200,00 (ich habe versucht, möglichst viel von Italien zu sehen)

Während meines Aufenthalts

Die üblichen Formalitäten...

Teramo ist, zumindest im Winter, wirklich fernab vom Tourismus, weswegen dort kaum jemand Englisch sprechen kann. Ich hatte schnell noch im Sprachenzentrum des HsH einen Anfängerkurs Italienisch belegt, und selbst dieses kleine Sprachverständnis war Gold wert! Ich wurde also ins kalte Wasser geschmissen ... und letzten Endes hat alles geklappt!

Die UniTe (so wird die Universität in Teramo genannt) hat für die Erasmusstudenten sogenannte "Buddies" organisiert, die uns wirklich mit Rat und Tat zur Seite standen! So konnte ich meinem Buddy Maria auch im Vorfeld schon viele Fragen schicken. Das war super!

Wer für längere Zeit nach Italien kommt, kommt nicht darum herum, sich einen personalisierten "Codice Fiscale" ausstellen zu lassen. Diese Nummer muss man angeben, wenn man eine Wohnung mietet, sich bei der Uni anmeldet oder auch einen Telefonvertrag abschließen möchte. Den Codice bekommt man in der sogenannten Agenzia delle Entrate ganz einfach unter Vorlage des Personalausweises. Tipp: Wenn ihr nicht sicher Italienisch sprecht, empfehle ich euch, euren Buddy mitzunehmen.

Wie viele Studierende habe auch ich mir vorher eine Kreditkarte besorgt, mit der ich kostenlos im Ausland Geld abheben konnte. Ein Konto habe ich für die fünf Monate nicht extra eröffnet.

Dadurch, dass die Roaminggebühren in der EU abgeschafft wurden, habe ich auch meine deutsche SIM behalten.

Kurzbeschreibung zur Hochschule/Einrichtung...

Die UniTe ist eine kleine aber feine Campus-Uni. Die Lage oberhalb von Teramo ist einerseits traumhaft, weil man vom Parkplatz, aus der Mensa und aus manchen Räumen einen wunderschönen Blick auf die Berge hat, andererseits ein bisschen unpraktisch, weil man den Bus oder das Auto nehmen muss. Die Fahrt dauert ca. 5-10 Minuten. Die Atmosphäre an der Uni habe ich als sehr persönlich wahrgenommen. Nach kürzester Zeit hat man Lehrende und Studierende auf dem Flur getroffen, die einen mit Vornamen freudig begrüßt haben.

Tätigkeiten / Inhalte / Lehrveranstaltungen deines Praktikums / Studiums /etc.

In Hannover studiere ich Kommunikationsmanagement (Master). Das italienische Pendant an der UniTe heißt "Management and business communication" (ebenfalls Master) und findet auf Englisch statt. Hier der Link: https://www.unite.it/UniTE/Management_and_business_communication_2017_2018
Die von mir gewählten Kurse "Digital Marketing", "Brand Management" und "Logic and Decision Making" passten wirklich gut zu meinem Studium in Hannover. Der Studiengang ist recht klein, weswegen man schnell ein Teil der "Klasse" war. Besonders gut hat mir gefallen, dass zwei der Dozenten aus der Praxis kamen. Nebenbei habe ich zwei Italienischkurse absolviert.

Zu den Prüfungen: Vorweg muss gesagt werden, dass sich das Semester in Teramo zweiteilt. Einige Kurse finden im ersten Teil statt, andere im zweiten. Die Prüfungen sind in der Regel aber am Ende des Semesters (das war bei mir im Juni) angesetzt. Mein erster Semesterteil war dadurch recht voll, der zweite etwas entspannter. Zwei meiner Dozenten haben jeweils zwei "Zwischenprüfungen" angesetzt und auf die Abschlussprüfung verzichtet. Das war ganz angenehm, weil der Lernstoff so nicht auf einmal abgefragt wurde. Diese Zwischenprüfungen waren schriftlich, es gab aber auch Vorträge und die Prüfung in "Brand Management" war mündlich. Letzten Endes war es, wenn man gelernt hatte, relativ einfach, mit einer guten Note nach Hause zu gehen.

Wie war der Kontakt zu Kommilitonen/Arbeitskollegen/Einheimischen?

Von Anfang an war ich begeistert von der Gastfreundschaft der Italiener! Das Interesse an uns Fremden war groß, oft wurde man zum Beispiel im Supermarkt gefragt, wo man herkomme, ob man studiere und was. So erklärte mir die Kassiererin an meinem Ankunftstag etwa mit einer Engelsgeduld, dass "una busta" eine Tüte ist.

Wie bereits oben beschrieben, hatte mein Studiengang etwa die Größe einer Schulklasse, weswegen man schnell integriert wurde. Dadurch, dass die Veranstaltungen auf Englisch stattfanden, gab es auch keine Sprachbarrieren.
Anders sah das mit vielen anderen Studierenden aus. Da das Englisch vieler, so auch meiner zwei italienischen Mitbewohnerinnen, nur ein bisschen besser war als mein Italienisch, gestaltete es sich doch als sehr schwierig, miteinander ins Gespräch zu kommen. Irgendwie ging es aber doch. Engeren Kontakt hatten ,,wir" (die einzige andere Deutsche und ich) mit anderen Erasmusstudierenden, unseren Buddies und den Schülern eines Deutschkurses, mit denen wir uns wöchentlich zu einem Deutsch-Italienischen-Sprachtandem getroffen haben.

Was hast Du in deiner Freizeit gemacht?

Die Lage von Teramo ist einfach klasse! Die Berge des Gran Sasso Nationalparks waren von meinem Balkon (an dem ich übrigens auf typisch italienische Art meine Wäsche trocknen konnte) aus zu sehen, das Meer ist etwa eine halbe Stunde entfernt. So sind wir regelmäßig an den Strand gefahren oder waren im Nationalpark wandern.

An dieser Stelle: Es war ein Glück, dass ich eine Freundin finden konnte, die mit dem Auto aus Augsburg angereist war. Natürlich geht auch alles mit Bus und Bahn. Teramo ist aber eine Kleinstadt, um die herum es unglaublich viel zu entdecken gibt und mit einem Auto gestalten sich solche Trips doch viel einfacher. Ich würde jedem empfehlen, mit seinem Auto nach Teramo zu kommen.

Aber wir haben auch weitere Ausflüge mit dem Flixbus gemacht, zum Beispiel nach Rom (ca. 2h entfernt), Neapel, Pisa und Florenz. Dadurch, dass Teramo so schön mittig liegt, ist alles gar nicht so weit weg.

Natürlich war ich nicht nur unterwegs, sondern habe oft in Teramo auf dem Marktplatz gesessen, Kaffee getrunken, Eis gegessen oder abends einen Aperitivo genossen. Die Geschäfte laden zum Bummeln ein - Kleinstadtflair eben. Eine Zugstation weiter liegt übrigens auch ein großes Einkaufszentrum. Viele andere Studenten waren im Fitnessstudio angemeldet, ich war regelmäßig im Teramos Park joggen.

Wer ein Partysemester sucht, sollte vielleicht in eine größere Stadt gehen. Das Nachtleben in Teramo spielt sich doch eher in bzw. vor den Bars in der Innenstadt ab.

Nach meiner Rückkehr

Fazit und besondere Erlebnisse

Mein Fazit: Was Besseres konnte mir gar nicht passieren! Ich habe die Zeit in Italien sehr genossen, bin viel rum gekommen und hätte vor einem Jahr nicht gedacht, dass ich mal Italienisch lerne. Italien ist ein tolles Land, mit den gastfreundlichsten und entspanntesten Menschen überhaupt.

Für mich war Teramo perfekt. Ich mag Kleinstädte - auch als eigentlich "Fremder" hat man schnell unterwegs Leute getroffen, die man kannte. In Teramo ist man ein bisschen mehr im "richtigen Italien" als in den großen Mutlikultistädten, durch die sich die Touristen schieben. Und wie gesagt, für Ausflüge in alle Richtungen ist es ein super Ausgangspunkt!

Welche weiteren wichtigen Hinweise hast Du für zukünftige Studierende?

1. Lasst euch nicht abschrecken, weil es keine Wohnheime gibt. Ihr werdet ganz sicher eine WG finden.

2. Nehmt euch ein Auto mit, damit kommt ihr am besten zur Uni und könnt die tolle Umgebung problemlos erkunden! Wir sind übrigens in Form eines "Roadtrips" mit dem Auto wieder heim gefahren und haben noch drei Übernachtungen eingebaut... so ist auch die lange Fahrt ein Genuss.

3. Im Winter wird es in Teramo echt kalt! Ich war ein bisschen zu naiv und empfehle euch deswegen: Nehmt euch eure Winterjacke und Winterschuhe und dicke Pullover mit.

Wie wirkt sich dein Aufenthalt auf den weiteren Werdegang und die Pläne für weitere Auslandsaufenthalte aus?

Da ich auf Englisch studiert und auch mit den anderen Austauschstudenten viel Englisch geredet habe, konnte ich mein Englisch auf jeden Fall festigen! Darüber hinaus bin ich jetzt aber auch stolze Besitzerin eines A2-Italienischzertifikates... und vor einem Jahr kannte ich ungefähr drei Wörter.
Mein Auslandsaufenthalt macht mich außerdem auf jeden Fall sicherer im Umgang mit internationalen Studierenden/Kollegen etc. und ich freue mich, so viel von diesem wunderschönen Land gesehen zu haben. Ich habe Italien wirklich lieben gelernt und werde auf jeden Fall immer wieder zurückkehren.

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