Erfahrungsbericht: Auslandssemester Niederlande

Allgemeine Daten

Art des Aufenthalts

Praktikum Auslandssemester Kurzaufenthalt Abschlussarbeit

Hochschule / Betrieb im Ausland

Hanzehogeschool Groningen

Studiengang

Digital Product Lab; Wirtschafts-Ingenieur (Informationstechnik)

Vor meiner Abreise

Wie war die Praktikums- / Studienplatzsuche?

Am Anfang habe ich mir einen Überblick verschafft, welche Möglichkeiten mir offen stehen, wenn ich ein Stipendium als finanzielle Stütze erhalten möchte (z.B. das ERASMUS-Programm).
Zielland 1 waren USA. Aufgrund der dennoch hohen Kosten für den Auslandsaufenthalt (z.B. Studiengebühren in Höhe von mehreren Tausend-Euros für 1 Semester), fiel das für mich raus.
Also konzentrierte ich mich auf die Länder innerhalb der EU.
Die Partnerhochschulen in der EU sind auf den Websites Wanderlust und der HsH-Website zu finden.
Als Student der Fak. I filterte ich nach Hochschulen die Exchange Programme diesen Bereich anbieten.
Es kamen für mich die Länder Schweden, Finnland und Niederlande in Frage.
Anschließend musste nur noch die passende Partnerhochschule ausgewählt werden. Auf den Websites kann man sich einen guten Überblick über das Angebot der Kurse sowie deren Lehrstile verschaffen.
Meine Wahl viel auf eine Hochschule in Schweden, eine Hochschule in Finnland und eine Hochschule in Groningen.
Das Bewerbungsverfahren bestand aus u.a. Motivationsschreiben, einem Englisch-Test und einem Gespräch.
Nach dem Bewerbungsverfahren gab es einige Komplikationen mit der Vergabe von Studienplätzen.
Letzten Endes stand mir als einzige Möglichkeit nur noch Groningen offen...

...und ehrlich gesagt... mir hätte mir nichts besseres passieren können!

Wie war die Zimmer-/Wohnungssuche?

Leicht Mittel Schwer

Meine Unterkunft war...

von Privat Studentenwohnheim Eigene Wohnung Wohngemeinschaft

Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft

Es gibt eine Kooperation zwischen den Hochschulen in Groningen und dem Studenwohnheim-Netzwerk SSH. Die Website ist leicht zu finden.
Dort hat man eine Auswahl von diversen Wohnheimen in ganz Groningen.

Nach persönlicher Erfahrung kann ich Studentenwohnheime nur empfehlen, weil das der beste Weg ist Kontakte zu knüpfen. Vor allem ist es sehr spannend mit anderen internationalen Studenten zu wohnen, Erfahrungen aus den Heimatländern auszutauschen und einfach Spaß zu haben. Seien es Partys, Ausflüge um die Stadt oder das Land besser kennen zu lernen oder einfach im Gemeinschaftsraum gemeinsam zu kochen oder zu chillen.

In meinem Fall hat es sich nach knapp einem Monat schon angefühlt wie eine zweite Familie mit den ganzen Leuten. Echt klasse!

Finanzen und Versicherungen

Welche Versicherungen hast Du vor der Reise abgeschlossen?

Kranken- und Haftpflichtversicherung
Reiseversicherung
Unfallversicherung

Möchtest Du etwas zu den Versicherungen anmerken?

Ich habe einen Anruf bei der Krankenversicherung getätigt. Solange man im EU-Ausland ist, müssen sie nichts weiteres veranlassen.

Wie lief es mit den Finanzen?

Das Stipendium reichte leider nicht mal aus, die Miete für das Zimmer im Wohnheim zu bezahlen.
Also mussten Ersparnisse, Support aus der Familie und mein Werkstudenten-Job den Rest bezahlen.
Die monatlichen Kosten wären:
-Zimmer im Studentenwohnheim (ca. 450,-€)
-Verpflegung (ca. 120,-€)

Hinzu kommen natürlich eigener Handy-Vertrag, Party machen, Trips, etc.
Aber das bleibt jedem selbst überlassen

Art der Finanzierung

Stipendium
Eltern/Familie
Ersparnisse
Darlehen
BaföG

Wie waren die Lebenshaltungskosten?

Siehe Finanzen.
Die Lebensmittel sind in den Supermärkten teurer als bei uns.
Bei LIDL hingegen ähnlich.
Was man unbedingt mitnehmen sollte ist der Vismarkt (Wochenmarkt) im Zentrum, da dort die Lebensmittel wesentlich günstiger sind als in den Supermärkten. Etwas was die Deutschen genau umgekehrt machen...

Unterkunft im Monat (ca.)

450,-€

Verpflegung im Monat (ca.)

120,- €

Freizeit im Monat (ca.)

100,- €

Während meines Aufenthalts

Die üblichen Formalitäten...

Ich habe bei der Sparkasse eine Kredit-Karte beantragt, die in allen Läden funktioniert. Außer bei Albert Heijn (Edeka in den Niederlanden).

Beim Bürgeramt in Groningen sollte man sich anmelden, falls einem etwas passiert und man ins Krankenhaus muss. Das Ganze funktioniert indem man einmal dort anruft und sich einen Termin geben lässt. Vorort erhielt ich einen Nachweis, dass ich vorübergehend in Groningen wohne (Niederländische Gast-Staatsbürger sozusagen).

Eine Internetverbindung war beim Studentenwohnheim inklusive:
100 Mbit Down- und Upload.
Der Ping war grandios (an die Zocker gerichtet). Unter 20ms!
Darüber hinaus erhält man an sehr vielen Orten in der Stadt und natürlich auch an der Hochschule WLAN.

Kurzbeschreibung zur Hochschule/Einrichtung...

Im Vergleich zur HsH ist der Campus der Hanze 10 bis 15x so groß.
Es fiel mir anfangs schwer sich zu orientieren, da neben den Hanze-Gebäuden auch noch Gebäude von der RUG-Universität stehen.
Hauptsächlich befindet man sich aber in den gleichen Räumlichkeiten, da die Gebäude auch den Fakultäten zugeteilt sind.
Die Einrichtung ist sehr modern. Es gibt überall Platz zu lernen (diverse Bänke mit Tischen, Sitzecken, Konferenzräume für Studenten).
Auch VR-Räume, Computer-Räume, Studios zur Audioaufnahme, und vieles mehr sind vorhanden damit Studenten kreativ werden, austesten und arbeiten können.
In jedem Gebäude gibt es Cafeterias an denen man sich warmes und kaltes Essen/Getränke kaufen kann. Diese sind bei warmen Mahlzeiten jedoch vergleichweise teuer.

Stattdessen solltet ihr den Food-Court ausprobieren. Der Platz hat ein super tolles Ambiente, viel Sitzgelegenheiten und bietet Menüs á la International Kitchen.
Und der Preis ist auch in Ordnung. Ein Menü kostet zwischen 3 und 9 Euro.
Eine Mensa mit Preisen die der HsH nahekommen, gibt es leider nicht.

Als Sportler kann man bei der Hanze ebenfalls aktiv werden.
Für 40,-€ pro Semester kann man dort an über 100 verschiedenen Sportarten teilnehmen. Neben der Reservierung von bspw. Badminton-Courts oder Fußballplätzen (In- oder Outdoor), kann man an diversen Fitness und Sportkursen teilnehmen.
Für weitere 50,-€ ist das hauseigene Fitness-Center mit allen Geräten für das ganze Semester nutzbar.
Ich glaube der Preis sagt schon alles. Man kann so viel ausprobieren!

Tätigkeiten / Inhalte / Lehrveranstaltungen deines Praktikums / Studiums /etc.

Die Lehrveranstaltungen für mein Exchange Programme "Digital Product Lab" fanden in einem brandneuen Rechenzentrum auf dem Hanze Campus statt.
Im Kurs befinden sich ca. 25 Studenten.
Die Kurse finden als Workshops statt in denen nicht nur zuhören, sondern auch Eigeninitiative und Gruppenarbeit Bestandteil ist. Die Vorlesungen sind sehr ansprechend und geben einen guten Vergleich zur Berufswelt.
In Digital Product Lab entwickelt man im Semester einen Prototyp und anschließend ein MVP für einen echten Kunden. Bei uns waren die Kunden u.a. Bauingenieursbüros, die Polizei, Ski-Center und Gaming-Plattformen. Alle hatten ihre besonderen Produktideen/-Verbesserungen, die dann von den Studenten in die Realität umgewandelt werden sollen.
In einem Team von 5 Personen mit niederländischen + internationalen Studenten ist gefordert wie ein echtes StartUp zu agieren, zu planen und umzusetzen. Dazu gehört die Verteilung von Verantwortlichkeiten im Projekt, der Kontakt zum Kunden und sich in die Materie einzuarbeiten.
Die Dozenten geben Workshops zu wichtigen Themen sowie Coaching-Lessons (Beratung) zum aktuellen Stand und der Planung/Umsetzung des Projekts. Dazu gehört der technische Part (Software + Hardware), Projektmanagement (in dem Fall SCRUM AGILE) und der Business-Part (Kostenkalkulation, Marketing, etc.).
Die Workshops sind sehr interaktiv und nehmen oftmals Bezug zu den Projekten der Gruppen.
Darüber hinaus ist man angehalten sich in einem Themenbereich tieferes/neues Wissen anzueignen (Deepening).
Die Leistungen werden nach Präsentationen, Gesprächen und auch schriftlichen Ausarbeitungen beurteilt.
Auch dies ist sehr interaktiv.
Man arbeitet mit einer Moodle-ähnlichen Plattform namens Blackboard, die alle Unterlagen, Termine, etc. für den Studenten zur Verfügung stellt.
Diese sind jedoch

Wie war der Kontakt zu Kommilitonen/Arbeitskollegen/Einheimischen?

Kommilitonen:
Super freundlich, hilfsbereit und offen. Ich arbeite mit zwei Niederländerinnen im Projekt zusammen. Wir hatten viel Spaß mit der Gruppe, waren in Groningen essen, Party machen, etc.
Ihr Englisch ist auch top!

Studentenwohnheim:
Auf meinem Flur waren 15 andere internationale Studenten aus Süd-Korea, Japan, Taiwan, Irland, Spanien, Gran Canaria, Frankreich, Deutschland und Finnland.
Wir haben zusammen gekocht, gefeiert, die Stadt erkundet und vieles mehr. Innerhalb von nur 1 Monat hat sich dieser zusammengewürfelte Haufen schon angefühlt wie eine zweite Familie. Unbeschreiblich!

Die Einheimischen können alle Englisch und sind sehr zuvorkommend, wenn man mal fragen hat.

Was hast Du in deiner Freizeit gemacht?

- neue und bekannte Sportarten im ACLO-Sport-Zentrum ausprobieren
- Fitness
- Stadt erkunden; das Forum ist einen Blick wert ;)
- Kaffee trinken gehen (es gibt unzählige Bar, Kneipen und Cafés in Groningen; der Markt für Einzelhandel boomt dort stark)
- Feiern gehen (das Nachtleben in Groningen ist der Wahnsinn. Kommt man um 1-2 Uhr mitten in der Woche ins Stadtzentrum stehen/sitzen da hunderte von Leute die entspannt ein Bierchen trinken oder in einem Club Party machen wollen)
- viel Gitarre gespielt und zusammen mit den Flurgenossen gesungen, getrunken und Karten gespielt (jedes Land hat andere interessante Kartenspiele)

Nach meiner Rückkehr

Fazit und besondere Erlebnisse

Es waren die besten 2 Monate meines Lebens. Leider macht Corona einen Strich durch die Rechnung weshalb die meisten in ihre Heimatländer zurück sind und die Hochschule dicht machte. Unser Projektarbeit geht weiter. Die Online-Lösung mit diversen Workshops und Coaching-Lessons über die Blackboard-Plattform funktioniert gut, ist aber natürlich kein Vergleich zur Begegnung IRL.
Das besondere war das Stadtleben (alles auf dem Fahhrad erreichen zu können), das Projekt (in das man auch sein Herzblut reinsteckt) und am meisten die Menschen, die diese Erfahrung so sehr bereicht haben, dass man sich wünscht es würde nie aufhören.

Wie klappte es mit der Anerkennung der Leistungen für das Studium an der HsH?

An der Hanze absolviere ich 30 Credits und erhalte an der HsH dafür 27 Credits. Ob noch Änderungen vorgenommen werden müssen, steht noch aus.
Wenn man sich mit dem Inhalt der Vorlesungen auseinander gesetzt hat, kann man dem Verantwortlichen der HsH gut erklären, warum der Inhalt den man sich ausgesucht hat, auch zum Studiengang passt und für die Zukunft wichtig ist.

Welche weiteren wichtigen Hinweise hast Du für zukünftige Studierende?

Nehmt die Wohnung in einem Studentenwohnheim. Genießt die Gesellschaft. Habt Spaß an den neuen Erfahrungen.

Wie wirkt sich dein Aufenthalt auf den weiteren Werdegang und die Pläne für weitere Auslandsaufenthalte aus?

Mein Englisch-Flow hat sich verbessert. Das Verständnis um die Projektarbeit hat sich verändert → verbessert
Ich habe Kontakte mit Menschen aus aller Welt geknüpft mit denen ich auch in Zukunft Kontakt haben werde.
Eventuell plane ich einen weiteren Auslandsaufenthalt im Master, weil die Erfahrung mehr wert als alles andere.

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