Erfahrungsbericht: Auslandssemester Litauen

Bibliothek in Sauletekis, Vilnius
Bibliothek in Sauletekis, Vilnius
Vilnius bei Nacht
Vilnius bei Nacht
Aurora borealis in Saariselkä (Finnland)
Aurora borealis in Saariselkä (Finnland)
Bugøynes am Nordpolarmeer (Norwegen)
Bugøynes am Nordpolarmeer (Norwegen)
Café in Krakow
Café in Krakow
Dormitory Zimmer in Vilnius
Dormitory Zimmer in Vilnius
Altstadt in Riga (Lettland)
Altstadt in Riga (Lettland)
Litauische Ostsee in der Nähe von Nida (Litauen)
Litauische Ostsee in der Nähe von Nida (Litauen)
Co-Living Space Apartment vor Bezug in Vilnius
Co-Living Space Apartment vor Bezug in Vilnius

Allgemeine Daten

1.02.2022 - 25.06.2022
Litauen
Vilnius
J. Balčikonio g. 19

Art des Aufenthalts

Praktikum Auslandssemester Kurzaufenthalt Abschlussarbeit

Hochschule / Betrieb im Ausland

Vilnius University

Fachrichtung des Betriebs

staatliche Universität

Studiengang

Computer Science / Communication

Vor meiner Abreise

Wie war die Praktikums- / Studienplatzsuche?

Die VU (=Vilnius University) war eine der gelisteten Partnerhochschulen der Fakultät III der Hochschule Hannover. Die Bewerbung war relativ einfach und das Wanderlust-Portal sowie Informationsveranstaltungen der HsH haben jegliche Schritte relativ einfach gestaltet.

Wie war die Zimmer-/Wohnungssuche?

Leicht Mittel Schwer

Meine Unterkunft war...

von Privat Studentenwohnheim Eigene Wohnung Wohngemeinschaft

Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft

Vorerst bin ich in einen der zahlreichen Student*innenwohnheimen untergekommen (Didlaukio g. 59). Die Absprache war zu Beginn etwas hakelig. Die gesamte Kommunikation bzgl. der Zimmermiete im Wohnheim wurde per Mail gelöst und Geldbeträge, die überwiesen werden sollten, hatten zu Beginn keine Rechnung angehangen. Ich habe mich entschieden vor Ort zu Beginn des ERASMUS-Semesters alles in persona zu klären und ich wurde nett von Administrator*innen behandelt. Es wurde in den ersten zwei Tagen eigentlich alles vertraglich gelöst und auch offiziele Rechnungen erreichten mich zu Beginn des Semesters.

Sehr positiv war an dieser Stelle die Unterbringung in einem Hotel in Vilnius während meiner COVID-19 Infektion, die komplett von der Universität getragen worden ist.

Ein weiterer Hinweis zu den VU-Dormitories: Auch wenn das Dormitory für mich den perfekten Start ins Semester und das Alltagsleben unter ERASMUS-Studierenden ermöglichte, so waren die Verhältnisse im Dormitory selbst leider nicht gut. Unser Fenster ist im bitterkalten Winter des Baltikums leider kaputt gegangen und es wurde mittels Schrauben fixiert. Wir mussten den kompletten Rahmen des Fenster's mit Tape isolieren und erst nach einem (!) Monat wurde das Fenster ausgetauscht, wobei wir täglich darum gebeten haben, dass es doch etwas schneller ausgetauscht werden müsse. Natürlich erwarte ich für 87€ Miete im Monat keinen Luxus, aber einen Monat ohne die Möglichkeit zu Lüften empfinde ich für die eigene Gesundheit eine Zumutung.

Nach dieser Reiberei habe ich beschlossen mit einem anderen Dormitory-Mitbewohner privat eine Unterkunft zu finden. Wir sind dann Mitte Februar 2022 in ein Co-Living space gezogen, welches zwar relativ teuer war (370€ p.P monatlich), aber auch entsprechend viel geboten hat: gemeinsame Kochbereiche, dedizierte Arbeitsräume, Kinoraum, Gym zur kostenfreien Nutzung. Das Apartment hatte ca. 40m^2 mit zwei Betten in einem Zimmer, Kochbereich und eigenem Bad.

Finanzen und Versicherungen

Welche Versicherungen hast Du vor der Reise abgeschlossen?

Kranken- und Haftpflichtversicherung
Reiseversicherung
Unfallversicherung

Möchtest Du etwas zu den Versicherungen anmerken?

Ich hatte in den letzten Tagen vor meiner Abreise eine Reiseversicherung von der ERGO abgeschlossen (Auslandskrankenversicherung Young Travellers). Ich habe für 150 Tage im Voraus den Betrag von ca. 145€ bezahlt und hatte meinen Versicherungsschein für kritische Situationen in der englischen Sprache immer dabei. Der Vertrag wurde digital abgeschlossen, er endete automatisch nach dem letzten Tag ohne Kündigungsschreiben o.Ä. und ich empfand das Angebot als sehr geeignet für Auslandssemester. Da mir während des Semesters gesundheitlich bis auf eine asymptomatische COVID-19-Infektion nichts passiert ist, kann ich über die praktische Nutzung der Versicherung im europäischen Ausland keine weiteren Informationen bereitstellen.

Wie lief es mit den Finanzen?

Das Baltikum ist mittlerweile und vor allem preislich viel westlicher geprägt, als es mancher erwarten würde. Mieten ähnlich wie in Deutschland (wenn man privat sucht), 0,5l Bier in einer Bar für 4€, ein Abendessen für 12-15€ im durchschnittlichen Restaurant und Gemüse- und Obstpreise im Supermarkt etwas günstiger als in Deutschland und Kosmetika z.B Shampoo, Duschgel, Zahnpasta deutlich teurer als in Deutschland.
Ich hatte vor Semesterbeginn eine Teilzeitstelle in meinem Ausbildungsberuf und entsprechend ein bisschen angespartes Geld auf Tasche. Wenn man sich auf das Stipendium allein verlässt, dann schafft man nach meiner Meinung nicht einmal ersten 2 Monate des Semesters - vor allem, wenn man während des Semesters noch auf Reisen geht, die in meinem Kreis häufig unternommen worden sind.

Art der Finanzierung

Stipendium
Eltern/Familie
Ersparnisse
Darlehen
BaföG

Wie waren die Lebenshaltungskosten?

Siehe oben; Eigentlich alles vergleichbar mit deutschen Preisen.

Unterkunft im Monat (ca.)

370€

Verpflegung im Monat (ca.)

250€

Freizeit im Monat (ca.)

350€

Während meines Aufenthalts

Die üblichen Formalitäten...

Bank: Ich hatte eine Kreditkarte einer deutschen Bank in Litauen zur Verfügung und bin damit eigentlich recht unkompliziert zurecht gekommen. Ergänzend dazu Paypal und Revolut um digital via Mobiltelefon "schnell" mal unter Freund*innen Rechnungen zu begleichen. Revolut ist sehr empfehlenswert für Reisen ins Ausland, in denen nicht mit € bezahlt wird. Im gesamten Baltikum wird kaum in bar bezahlt, daher ist Kreditkarte oder Revolut in meinen Augen Pflicht.

Bürgeramt: Amtsbesuche in Litauen waren relativ einfach. Es gab eine Online-Präsenz des Migration Departments, in der man zB das TRC (Temporary Residence Certificate) vorbereiten konnte, das auch als EU-Bürger*innen notwendig ist. Nach Vorbereitung hat man dann online einen Termin vereinbart und ist dann mit allen Dokumenten zum Bürgeramt gegangen. Service-Personal des Bürgeramtes hat nach meinen eigenen Erfahrungen immer gut auf Englisch kommunizieren können, andere Freund*innen hatten etwas Probleme. Wenn man in Litauen grundsätzlich Russisch kann, ist in vielen Situationen im Vorteil.

Internet: Mit dem kostenfreien Datenroaming europaweit kann man denke ich schnell über diesen Absatz gehen. Ich habe einen deutschen O2-Vertrag mit 20GB Kapazität und hatte nie Probleme. Grundsätzlich ist das mobile Datennetz in Litauen viel besser ausgebaut als in Deutschland. An Uni-Einrichtungen gibt es überall sehr schnelles Eduroam und viele Cafés und Restaurants hatten gutes WLAN.

Kurzbeschreibung zur Hochschule/Einrichtung...

Die VU ist eine der größten und traditionsreichsten Universitäten des Baltikums. Es gibt viele verschiedene Fakultäten und Institute, die quer durch Vilnius verstreut aufzufinden sind. Ich habe an der Faculty of Mathematics and Informatics und an der Faculty of Communication studiert. Hinweis für BMI (Bachelor Medizinisches Informationsmanagement) oder Informationsmanagement-Studierende: Ich wurde der Faculty of Communication zugewiesen und das dortige Modulangebot hat leider wenig (und noch weniger für BMI) Verbindung zum Studium nach Hannover.

Die Einrichtungen waren zum Teil modern, zum Teil sehr alt. Besonders lobenswert ist die Bibliothek in Sauletekis nahe des Kommunikations-Campus. Das Gebäude ist architektonisch sehr anmutend, besitzt ein Café, ein Bistro und alle Funktionalitäten einer hochmodernen Bib!

Die Lehre wurde in meiner Kurswahl meist hybrid durchgeführt. An der Faculty of Mathematics and Informatics hat man zusammen mit Locals studiert. Dort waren die Module sehr schwer (vor allem als Nicht-Informatiker). An der Faculty of Communication waren nur ERASMUS-Studierende isoliert in Lehrveranstaltungen und generell war der Arbeitsaufwand eher gering.

Tätigkeiten / Inhalte / Lehrveranstaltungen deines Praktikums / Studiums /etc.

Eine Modulübersicht der Kurse für ERASMUS-Studierende ist auf der VU-Homepage schon weit vor des Semesters selbst verfügbar. Man sollte aber, wie in der Kurzbeschreibung der Hochschule oben genannt beachten, dass 50% im Bereich der zugewiesenen Fakultät abgeleistet werden müssen. In meinem Fall haben mir die dort angebotenen Kurse leider gar nicht gefallen, und ich hätte liebend gern mehr IT-affine Kurse gewählt.

Die Lehrqualität an der VU war je nach Modul sehr unterschiedlich, aber ich persönlich hatte glaube ich großes Glück. Viel Spaß haben mir "Python Programming" und "Data Analysis" gemacht. Dort mussten während des Semesters Paper, Präsentationen und Rechenzettel abgegeben werden, die auch prozentual mit in die Endnote verrechnet werden. Es lohnt sich während des Semesters hart an diesen Aufgaben zu arbeiten, damit man vor der eigentlichen Prüfungszeit schon die Module bestanden hat. Der Kurs "Algebra and Geometry" war für Mathematiker*innen konzipiert und deutlich zu schwer für mich, sodass ich keine Prüfung schreiben konnte. Die Kurse an der Faculty of Communication waren persönlich nicht sehr ansprechend für mich, aber von Prüfungsleistungen ähnlich konzipiert, wie an der Faculty of Mathematics and Informatics. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass sehr viel Wert auf Präsentationen gelegt worden sei, damit Studierende die englische Sprache vermehrt im akademischen Umfeld nutzen.

Wie war der Kontakt zu Kommilitonen/Arbeitskollegen/Einheimischen?

Das anfängliche Leben im Dorm, Uni-Veranstaltungen, die nur von Internationals besucht worden sind und teils Remote-Lehre haben für mich dafür gesorgt, dass Kontakt mit Locals eher selten zu Stande gekommen ist.

Was hast Du in deiner Freizeit gemacht?

In meiner Freizeit habe ich viele Freund*innen aus der ERASMUS-Bubble getroffen. Wir haben viel gekocht, gemeinsam Sport gemacht, viele Bar's und manche Clubs besucht und Gesellschaftsspiele gespielt. Wir haben schon während des Semesters eine große Anzahl an Trips unternommen, unter anderem nach: Lettland, Estland, Finnland, Norwegen, Schweden und Polen.

Nach meiner Rückkehr

Fazit und besondere Erlebnisse

Für mich war trotz beginnender Startschwierigkeiten mit dem Dormitory und einer großen Belastung durch der Kriegssituation in der Ukraine das Auslandssemester in Litauen wahrscheinlich das Highlight meines Studiums. In den letzten 5 Monaten habe ich großartige Menschen getroffen und ein großes, sehr verstreutes Netzwerk von Freund*innen über ganz Europa bilden können. Wir waren auf vielen Reisen im Baltikum und Skandinavien unterwegs und ich habe das Gefühl, dass ich Nord-Osteuropa nun viel besser kenne. Vilnius als Universitätsstadt bietet viele Facetten und ist im Baltikum sehr beliebt. Seit der Unabhängigkeit von Russland 1991 gibt es gewaltige Veränderungen und Menschen versuchen sich weiter an westliche Kultur anzupassen. Ich bin gespannt, wie es in 10 Jahren in Vilnius ausschaut, wenn man mal wieder zu Besuch vor Ort ist.

Welche weiteren wichtigen Hinweise hast Du für zukünftige Studierende?

Unbedingt im Vorfeld die zugewiesene Fakultät und die damit verbundene Kurswahl abklären.

Wie wirkt sich dein Aufenthalt auf den weiteren Werdegang und die Pläne für weitere Auslandsaufenthalte aus?

Da ich nach meinem Bachelor noch ein Masterstudium anstrebe, versuche ich ein zweites ERASMUS-Semester in mein Studium zu integrieren. Jede Person, die ich während des Semesters in Vilnius getroffen habe, sagte mir, dass ein Auslandssemester die persönliche Entwicklung sprunghaft nach vorn bringt und das kann ich nach 5 Monaten mit 100%iger Sicherheit bestätigen. Alle, die immer noch an einem Auslandssemester zweifeln kann ich versichern: Kommt aus eurer Komfortzone heraus und probiert euch für ein Semester im Ausland - es wird die Zeit eures Lebens sein!

Bitte melde dich an

Bitte einloggen

Litauen

Verwandte Beiträge