Erfahrungsbericht: Auslandssemester Niederlande

Deventer und das Charles Dickens Festival
Deventer und das Charles Dickens Festival
The Heights - Studentenwohnheim
The Heights - Studentenwohnheim
Deventer und die Overijssel
Deventer und die Overijssel
Saxion
Saxion
Strasse in Deventer
Strasse in Deventer
Apeldoorn bei Nacht
Apeldoorn bei Nacht
Utrecht
Utrecht
Zimmer im Studentenwohnheim
Zimmer im Studentenwohnheim
Käse aus Deventer
Käse aus Deventer
Deventersbrücke
Deventersbrücke
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Allgemeine Daten

29.08.2022 - 10.02.2023
Niederlande
Deventer
Diepenveenseweg 84F

Art des Aufenthalts

Praktikum Auslandssemester Kurzaufenthalt Abschlussarbeit

Hochschule / Betrieb im Ausland

Saxion University of Applied Sciences

Studiengang

Big Data Technologies

Vor meiner Abreise

Wie war die Praktikums- / Studienplatzsuche?

Die Suche nach dem Studienplatz war in meinem Fall nicht wirklich schwer und eher pragmatisch. Ich wollte mein Englisch verbessern und in ein Nachbarland, welches ohne Flugzeug besucht werden kann. Da ich in meinem Leben schon ein paar mal in den Niederlanden war und mit positiven Erinnerung zurück kam, ist mir die Entscheidung recht einfach gefallen. Anschließend habe ich bei unserer Hochschule die Partnerschulen durchgesucht und die Saxion gefunden.

Einziges Problem war, dass ich aktuell meinen Master mache und die Angebote der Saxion "komplett Packete" für den Bachelor sind. Durch glückliche Umstände meines Schwerpunktes und deren Unisystem konnte ich das Programm absolvieren.

Wie war die Zimmer-/Wohnungssuche?

Leicht Mittel Schwer

Meine Unterkunft war...

von Privat Studentenwohnheim Eigene Wohnung Wohngemeinschaft

Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft

Wohnungssuche:
Die Wohnungssuche war in meinem Fall einfach. Bei der Bewerbung für die Gasthochschule konnte ich auswählen, dass ich in ein Studentenwohnheim möchte. Ich habe gehört, dass das bis auf bei wenigen Ausnahmen, bei jedem, der diese Option gewählt hat, auch funktionierte. Allerdings ist die Wohnungssuche ansonsten relativ schwierig in Deventer bzw. den Niederlanden. Die Preise sind recht hoch und viel Auswahl gibt es auch nicht von dem was ich mitbekommen habe.

Unterkunft:
Kosten für ein Zimmer im Studentenwohnheim, in einem Apartment mit 4 anderen Menschen - Monatlich: 550€ + Kaution: 500€

Das Apartment war ziemlicher Mist. Es teilen sich immer 5 Leute ein Apartment. Jeder hat sein eigenes Zimmer, es gab ein Raum für die Toilette, ein Raum für die Dusche und eine kleine Gemeinschaftsküche. Das die Wände aus Pappe sind kann man sich eventuell denken aber was für mich komplett unverständlich ist, dass unter jeder Tür ein so großer Spalt zum Boden ist, das man seine Hand unten durch schieben kann. Bezüglich Ruhe oder Musik... katastrophal bei 5 unterschiedlichen Menschen! Ein Raum (durch Zufall meiner) hat ein Balkon, welcher aber abgeschlossen ist mit der Begründung die Nachbarn haben sich in der Vergangenheit zu oft beschwert. Resultat war: Ich konnte mein Fenster maximal auf Kipp öffnen zum lüften.
Es gibt zwei Hausmeister für das Studentenwohnheim. An sich sind beide ganz nett, auch wenn Regeln und die Androhung Strafe zu zahlen bei jeder Kleinigkeit etwas unfreundlich rüber kam. Das größere Problem ist, dass die Hausmeister einfach in das Apartment kommen, wenn es in Ihren Zeitplan passt. Vorher klingeln ist nicht und das kann zu unschönen Begegnungen kommen.
Das größte Problem des Studentenwohnheims ist aber, dass es keinen gemeinsamen Aufenthaltsraum für alle Austauschstudierende gibt, was sehr schade ist. Es gibt so viele und unterschiedliche Nationalitäten und ein großes Bedürfnis zu connecten und sich auszutauschen aber Raum ist dafür wortwörtlich nicht wirklich vorhanden. Man muss sich immer bei irgendeinem in der Küche treffen und stört dessen Mitbewohner. Oder auch eine Party zum Geburtstag oder ähnlichem ist so nicht möglich bzw. findet immer in irgendwelchen Küchenstatt. Diese sind leider recht klein und ab 22 Uhr ist auch ganz schnell die Polizei da, weil sich irgendwer immer gestört fühlt. Das ist wirklich sehr schade.

Ich weiß nicht wie oft ich in den ersten zwei drei Wochen mit dem Gedanken gespielt habe aus diesem Studentenwohnheim auszuziehen. Je nachdem welche Mitbewohner man hat kann die Eingewöhnung leichter oder schwieriger sein. ABER ich würde es trotzdem jedem empfehlen in ein Studentenwohnheim zu gehen anstatt sein eigenes Ding zu machen!

Man erlebt und entwickelt eine ganz andere Dynamik und Gemeinschaft als wenn man abseits alleine Wohnt. Es gab wenige, die kein Platz im Wohnheim bekamen und die mussten für jede Party oder Veranstaltung extra herfahren bzw. gucken wie sie zurück kommen. Auch dieses Gefühl der Gemeinschaft, wenn man die "Haustür" verlässt und überall die anderen Austauschstudierenden sieht, begrüßt und co., ist eine wunderschöne Erfahrung. So viele spontane Partys, Gemütliche Abende oder gemeinsame Lernsessions haben sich durch das gemeinsame Wohnen ergeben, sodass man den einen oder anderen Ärger über die Wohnsituation ruhig in kauf nehmen kann. Das mit dem nicht vorhandenen Aufenthaltsraum war trotzdem sehr schade.

Finanzen und Versicherungen

Welche Versicherungen hast Du vor der Reise abgeschlossen?

Kranken- und Haftpflichtversicherung
Reiseversicherung
Unfallversicherung

Möchtest Du etwas zu den Versicherungen anmerken?

Da ich in einem EU Land war gab es da nicht viel zu beachten bezüglich Versicherung. Ich hatte vorher einmal bei meiner Krankenkasse angerufen und nachgefragt ob sich irgendwas ändert oder ich was beantragen muss aber das war alles nicht nötig und ich bin drüben genau so versichert wie hier. Könnte aber ggf. an dem Zeitraum von einem Semester liegen.

Wie lief es mit den Finanzen?

Ich bekam schon vorher Bafög, weshalb ich für das Auslandssemester auch Auslandsbafög bekam. Dennoch sollte an dieser Stelle auch erwähnt werden, dass Studierende, die vorher nicht Bafög berichtigt waren eventuell trotzdem Anspruch aufs Auslandsbafög haben. Zusätzlich gab es noch eine Finanzspritze von Erasmus (Leider aber noch den alten Satz) und ich konnte weiterhin bei der Firma arbeiten, bei der ich vorher auch auf Minijob-Basis tätig war.

Art der Finanzierung

Stipendium
Eltern/Familie
Ersparnisse
Darlehen
BaföG

Wie waren die Lebenshaltungskosten?

Die Kosten in den Niederlanden habe ich definitiv unterschätzt! Generell sind die Niederlanden teuer als Deutschland. Ich hatte das Gefühl, für alles 1-2 Euro mehr zu bezahlen als gewohnt. Unabhängig von der starken aktuellen Inflation. Ich war ca. 45 Minuten entfernt von der deutschen Grenze und ich habe von Einheimischen erfahren, dass einige hin und wieder nach Deutschland fahren um einzukaufen. Trotz der Spritpreise wäre das immer noch günstiger. Vor allem fällt der Preisunterschied aber bei z.B. Hygieneartikeln oder bei Alkohol. Beides ist um einiges teurer als bei uns. Zwischen durch mal essen gehen wie hier z.b. einen Döner oder asiatische Nudeln ist auch möglich aber nicht für den kleinen Euro.

Es gibt zwar eine App die sich "Knack" nennt, mit der bekommt man 20% beim Plus um die Ecke, allerdings war es das dann auch mit Studienvergünstigungen. Mensaessen sucht man vergeblich. Es gibt in der Hochschule selbst einen Einkaufsladen, welcher aber von der teuersten Kette überhaupt ist, und jeder lieber den Supermarkt in der Innenstadt bevorzugt.

Falls du vor hast zu reisen empfehle ich dir von Anfang an die OV-Karte zu holen. Kostet dich monatlich 35€ aber dafür kannst du ab 18 Uhr und am Wochenende umsonst fahre. Für die normalen Tickets bekommst du zusätzlich 20% Rabatt. Ohne die Karte wird es ansonsten teuer. Deventer - Amsterdam (55min Fahrt) = 20€ - OneWay.

Unterkunft im Monat (ca.)

550€ Monatlich + einmal 500€ Kaution

Verpflegung im Monat (ca.)

250€ - 310€

Freizeit im Monat (ca.)

100€ - 200€

Sonstiges

50€

Während meines Aufenthalts

Die üblichen Formalitäten...

Bankaccount war nicht nötig, da meine Sparkassenkarte überall funktioniert hat. Trotzdem eine DEBIT Visa Karte beantragt da in den Niederlanden vieles mit Kreditkarte funktioniert und fast keiner mit Bargeld handelt - was aber trotzdem möglich ist.

Internet gab es im Studentenwohnheim und die Leitung war sogar recht gut. Solltet ihr Freunde zu besuch bekommen, die auch Studieren können Sie sich dank Edurom ganz einfach einwählen. Allerdings für nicht Studierende etwas ärgerlich.

Registrierung bei dem Bürgeramt war recht unkompliziert. Die Gasthochschule vereinbart ein Termin und nach ein bisschen warten ist der Prozess innerhalb von 15min abgewickelt. Sobald man das Land verlässt muss man noch einmal sich abmelden, was aber auch per Mail funktioniert.

Kurzbeschreibung zur Hochschule/Einrichtung...

Die Hochschule, die ich besucht habe war modern und ich hatte nicht das Gefühl, das mir irgendwas fehlt. Allerdings muss jeder sein eigenes Material wie Laptop und co. nutzen. Pc"s für die Allgemeinheit gab es zumindest nicht in meinem Bereich. Ein weiterer unterschied ist die starre Modulwahl. Es gibt nämlich keine wirkliche Wahl. Man sollte vorher gucken welche Kurse zur Verfügung stehen, den ein Wechsel ist, wenn überhaupt, nur sehr schwer möglich.

Das online Tool, welches ähnlich wie Moodle ist, ist sehr gut und ermöglicht es mit nur einer Anlaufstelle zu allen benötigten Diensten zu kommen.

Es wird von Anfang an den Studierenden gesagt, dass sie selbst für die Informationsbeschaffung zuständig sind (Das ist glaube ich überall so). Im Allgemeinen ist das ein guter Gedanke allerdings bekam man manchmal das Gefühl das die Lehrer selbst keine Ahnung haben oder wissen was los ist und deswegen immer (gefühlt) desinteressiert sagen: "müsst ihr selbst online nachgucken". Hier hätte ich mir gewünscht einfach einen verteiler oder ähnliches für gewisse Informationen einzurichten, wenn die Information eh digital irgendwo eingetragen wird. Deswegen immer gut mit seinen Mitmenschen in Kontakt bleiben, so bekommt man dann doch noch die ein oder andere Veranstaltung mit.

Tätigkeiten / Inhalte / Lehrveranstaltungen deines Praktikums / Studiums /etc.

Der erste große Unterschied zu unserem System ist, dass in den Niederlanden in Quader studiert wird. Somit hat jedes Semester 2 Quader. Dies hat den Vorteil, das sich intensiver auf ein Thema konzentriert werden kann und den Nachteil, das eine Stunde fehlen größere Auswirkungen haben kann als gewohnt. Meine Vorlesungen waren auch immer nur maximal 45 Minuten und danach sollte an Aufgaben geübt werden. Hat einen sehr schulischen-Touch. Zwar wird einem am Anfang gesagt, das hier besonders Wert auf Anwesenheit gelegt wird aber ich hatte das Gefühl, es ist ähnlich wie bei uns. Die Menschen kommen nur, wenn Sie das Gefühl haben es bringt was und ob das jede Stunde so ist muss man für sich selbst entscheiden.

Ich hatte im wesentlichen drei Module: Distributed Big Data Processing, Machine Learning und Deep Learning. In allen drei Modulen gab es keine Klausur sondern nur eine Partnerabgabe. Hier kann man Glück oder Pech haben was man für einen Partner abbekommt und wie die Zusammenarbeit ist.
Kurzer Überblick was es so für Aufgaben Gab:

Distributed Big Data Processing: MapReduce Programm schreiben, mit Kafka Streamen arbeiten, Spark SQL abfragen und Datenaufbereiten
Machine Learning: Arbeiten mit Pandas, Numpy, SKlearn. Eigenen Klassifier schreiben, Erkennung von Handgeschriebenen Buchstaben, Computergrafik
Deep Learning: Filmempfehlungsprogramm schreiben, Arbeiten mit Tensorflow, Model erstellen für Yatzee Vorhersage und ein Model zur Bilderkennung

Normalerweise gibt es noch ein Gruppenprojekt in diesem Packet, welches ich aber abgebrochen habe. Zudem was ich so mitbekam kann ich nur sagen... Genau so "nötig", intensiv und lehrreich wie Gruppenprojekte sind - muss jeder selbst entscheiden wie er das Einzuordnen hat ;-) Die Module waren allerdings sehr gut und kann ich nur empfehlen.

Wie war der Kontakt zu Kommilitonen/Arbeitskollegen/Einheimischen?

Der Kontakt zu Einheimischen war sehr schwierig. Anders kann ich das leider nicht sagen. Ich selbst bin eine extrovertierte Persönlichkeit und habe normalerweise kein Problem neue Menschen kennen zu lernen oder Anschluss zu finden. Gegenüber den anderen Internationals war das auch kein Schwierigkeit und es haben sich richtig gute Freundschaften gebildet. Zu den Einheimischen war dies nicht möglich. Jeder ist immer sehr freundlich und auch hilfsbereit falls man eine konkrete frage hat aber eine tiefere und engere Beziehung aufzubauen ist ein anderes Thema. Es kam teilweise ein wenig das Gefühl auf, dass die Niederländer lieber unter sich bleiben wollen. Eventuell lags an mir, dem Ort oder anderen Gegebenheiten aber zu einer sehr hohen Prozentzahl hatten nur die Austauschstudierenden kontakt untereinander - der dafür um so intensiver und schöner war.

Was hast Du in deiner Freizeit gemacht?

Ich persönlich habe am Anfang eher den Fokus auf das Studieren gelegt, da ich nicht wusste wie stark der Unterschied zwischen meiner und der Gasthochschule ist. Trotzdem kam die Freizeit nicht zu kurz. Oft habe ich mit anderen zusammen gesessen und gequatscht, ein Bierchen getrunken oder einen der vielen Coffeeshops besucht. Zusätzlich habe ich mir eine Tanzgruppe in der Stadt herausgesucht, mit denen ich einmal die Woche HipHop Tanzen konnte. Viele andere Studierende haben sich im Fitness Club angemeldet. In der Stadt selbst gab es zum Anfang zwei Clubs, welche aber leider geschlossen wurden während meines Aufenthaltes. Ansonsten gibt es aber einige Bars, die Möglichkeit Billard zu spielen oder Bowlen zu gehen oder einen der vielen wunderschönen Städte der Niederlande zu entdecken. Es gibt auch ein Spaß Schwimmbad, welches man aber nach einmal besuchen komplett kennengelernt hat. Es ist jedenfalls garantiert, dass einem nicht langweilig wird sofern man es nicht möchte. Dafür gibt es genug andere gleich gesinnte oder Möglichkeiten sich zu beschäftigen.

Nach meiner Rückkehr

Fazit und besondere Erlebnisse

Als Fazit kann ich sagen, ICH WÜRDE ES JEDERZEIT WIEDER TUN!
Und kann es jedem auch nur raten, wenn er oder sie die Möglichkeit hat. Es gab so viele große und kleine Herausforderungen. Vom fremden Land, unbekannte Sprache, fremde Leute, anderes Hochschulsystem, zusammenleben mit verschiedenen Nationalitäten und Persönlichkeiten und vieles mehr... Dennoch war es einfach nur eine Erfahrung die ich nicht missen möchte und die meinen Horizont auf so vielen Ebenen erweitert hat, dass ich so ein Auslandssemester nur jedem Empfehlen kann. Sei es die Freundschaften die dadurch entstanden, den eigenen Tellerrand zu erweitern oder eventuell auch festzustellen, dass es an der ein oder anderen Stelle im eigenem Leben doch nicht so schlecht ist wie man eventuell mal dachte... Einfach nur eine Top Erfahrung, die ich nie wieder in meinem Leben vergessen werde!

Wie klappte es mit der Anerkennung der Leistungen für das Studium an der HsH?

Hat alles ohne Probleme funktioniert wie vorher besprochen.

Welche weiteren wichtigen Hinweise hast Du für zukünftige Studierende?

Kurz und Knapp: Nimmt alles mit was ihr mitnehmen könnt! Ihr werdet euch wundern wie schnell die Zeit vorbei geht und was man für wundervolle Erfahrungen machen kann, sofern man einfach macht :-)

Wie wirkt sich dein Aufenthalt auf den weiteren Werdegang und die Pläne für weitere Auslandsaufenthalte aus?

Meine weitere Pläne sind nach wie vor meine Masterthesis schreiben, das Studium beenden und in die Wirtschaft gehen. Mein Auslandsaufenthalt hat meine Zukunftspläne nicht groß verändert. Was sich allerdings verändert hat ist die Erkenntnis, ungewisse Hürden (auch im Ausland) meistern zu können und die Bereitschaft Englisch zu sprechen. Dies geht nun viel leichter und ohne scheu, weshalb dies auch garantiert nicht mein letzter Auslandsaufenthalt war.

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