Erfahrungsbericht: Auslandssemester Schweden

Sommerhaus in Schweden
Sommerhaus in Schweden
Nordlichter etwa 2km nördlich vom Stadtrand aufgenommen (bearbeitet)
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#Europa #Schweden

Allgemeine Daten

14.01.2023 - 14.06.2023
Schweden
Växjö
Universitetsplatsen 1

Art des Aufenthalts

Praktikum Auslandssemester Kurzaufenthalt Abschlussarbeit

Hochschule / Betrieb im Ausland

LNU

Studiengang

Mechatronik

Vor meiner Abreise

Wie war die Praktikums- / Studienplatzsuche?

Grundsätzlich lies sich alles ohne große Hürden organisieren. Die Kommunikationspartner haben alle schnell und klar auf Fragen oder zugeschickte Unterlagen reagiert.
Man sollte alle Dokumente auf Gültigkeitsdauer kontrollieren. Bargeld braucht man in Schweden nicht. Ich hatte während meinem Auslandssemester nicht einmal schwedisches Bargeld in der Hand. Daher unbedingt eine Kreditkarte besorgen und dann auch wissen, wieviel Gebühren usw. anfallen (i.d.R. immer in Kronen bezahlen sofern am EC-Gerät gefragt wird ob in Kronen oder in Euro). Dadurch, dass alle nur mit Karte zahlen ist es auch gut Paypal zu haben um anderen Studenten Geld schicken zu können, wenn man zusammen irgendwas bucht oder einkauft.

An der LNU in Schweden gibt es ein anderes System bei der Kursbelegung. In der Regel wählt man jeweils 2-3 Module für die erste und die zweite Hälfte des Semesters. Hier bedarf es etwas Aufmerksamkeit beim Zusammenstellen der Kurse. Dies sollte auch nicht aufgeschoben werden, damit im Zweifelsfall noch ein Ersatzkurs gewählt werden kann. Ich empfehle zu den regulären 30CP unbedingt noch den Schwedisch for Beginners-Kurs. Dieser ist ein guter Puffer falls andere Module vllt. nicht bestanden werden - von etwa 70 Personen ist hier keiner durchgefallen (so muss man keine Rückzahlung des Erasmusgeld befürchten). Das Modul hat die Vorteile, dass man hier nochmal einige Erasmusstudenten kennen lernt und natürlich auch die Sprache etwas lernt (wer schon Deutsch und Englisch spricht hat hier leichtes Spiel). In der Regel ist in der ersten Semesterhälfte an zwei Abenden Unterricht, das ließ sich bei allen gut in den Studienalltag einpflegen und hat wenig Mühe gemacht (die Lehrbücher hierfür braucht man nicht zu kaufen, mit ein bisschen Rumfragen findet man in1-2 Wochen jemanden der eine pdf-Datei der Bücher weiterleiten kann.

Zu den Inhaltlichen Kursen später mehr.

Wie war die Zimmer-/Wohnungssuche?

Leicht Mittel Schwer

Meine Unterkunft war...

von Privat Studentenwohnheim Eigene Wohnung Wohngemeinschaft

Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft

Ich hatte ein Ein-Zimmerapartment bei Stubor (so heißt ein Wohnheimanbieter). Direkt am Campus gelegen und preislich fair. Man kann zusätzlich Parkplätze mieten (~30€ im Monat, lohnt sich aber, da man sonst eigentlich nirgendswo in der Nähe länger kostenlos parken kann). Außerdem gibt es die Möglichkeit ein Fahrrad zu leihen. Ich hatte keins, aber einige meiner Freunde. Die Fahrräder sind gut nutzbar, aber die Miete für den Zeitraum ist teurer als sich eins gebraucht zu kaufen (hier sollte man fix sein: zu Semesterbeginn wollen viele ein Fahrrad kaufen, gegen Ende wollen viele es wieder verkaufen, dementsprechend sind die Angebote und Preis hier unterschiedlich gut).

Mein Apartment habe ich möbeliert gemietet, das war auch clever, da nur wenige Dinge zugekauft werden mussten. Wer mit dem Auto anreißt kann sicherlich auch hier einige Dinge schon einpacken. Es gibt ein paar 2nd-hand-Läden in der Stadt in denen man für ein 1-4 Euro Nudelsiebe, Auflaufformen oder Weingläser kaufen kann.

Bei Stubor wohnen sehr viele internationale Studenten, die Vertragsabwicklung ist einfach. Ich würde davon Abraten ein Wohnung in der Stadt auszuwählen, der Alltag spielt sich fast ausschließlich auf dem Campus und der näheren Umgebung ab. Neben Stubor gibt es aber auch noch einige andere Wohnheime auf dem Campus.

Finanzen und Versicherungen

Welche Versicherungen hast Du vor der Reise abgeschlossen?

Kranken- und Haftpflichtversicherung
Reiseversicherung
Unfallversicherung

Möchtest Du etwas zu den Versicherungen anmerken?

Grundsätzlich ist wohl jedem klar, dass eine Krankenversicherung wichtig ist. Bei Haftpflicht und Hausrat ist es in der Regel oft so, dass die Beträge recht gering sind und diese sich lohnen, auch wenn man nur alle paar Jahre mal was mit denen Abklären will.

Manche Wohnheime sagen ihren Mietern sie sollen eine Wohnungsversicherung abschließen, hab nicht so genau verstanden, was das ist und die meisten die ich kenne haben das nicht gemacht und ist auch nichts passiert. Wer sich hier aber unsicher fühlt sollte drauf vielleicht achten.

Das Verwaltungs- und Gesundheitssystem in Schweden regelt alle persönlichen Angelegenheiten mit einer Personennummer, als Erasmusstudent erhält man hier lediglich eine temporäre Nummer, daher ist es manchmal nicht einfach einen Arzttermin oder ähnliches zu bekommen. Vor Ort musste niemand den ich kann wegen irgendetwas zu einem Amt gehen, aber Arzttermine sind gelegentlich nötig. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt sollte diese besser mitbringen oder sich vor Ort frühzeitig über Arztbesuche informieren.

Wie lief es mit den Finanzen?

Das Wohnheim wird in 2-3 Raten vorabbezahlt. Da alles mit Karte bezahlt wird, sollte man Zugang zum Onlinebanking haben um zu sehen wie es so aussieht mit den Rücklagen.

In Schweden ist eigentlich alles etwas teurere als in Deutschland, außerdem kann der Preis für einzelne Produkte auch stark variieren. Es lohnt sich also zu Beginn ein Gefühl für Preise zu entwickeln und verschiedene Läden zu vergleichen. Man kann Geld sparen wenn man Angebote mitnimmt und man kann auch viel unnötiges Geld verprassen, wenn man einfach das kauft, was man gerade so findet, ohne genauer hinzuschauen, z.B. bei Marmeladen können zwei etwa gleich große Gläser verschiedenen Marken, die qualitativ keinen Unterschied zu machen scheinen, manchmal einen Preisunterschied von zwei- bis dreimal soviel haben.

Wer seine Finanzen im Blick hält, auf Kosten achtet und ein bisschen Puffer hat sollte eigentlich ohne große Schwierigkeiten über die Runden kommen.

Art der Finanzierung

Stipendium
Eltern/Familie
Ersparnisse
Darlehen
BaföG

Wie waren die Lebenshaltungskosten?

Etwa 10-15% teurer als in Deutschland

Unterkunft im Monat (ca.)

460€

Verpflegung im Monat (ca.)

460€

Freizeit im Monat (ca.)

50-250€

Sonstiges

80€

Während meines Aufenthalts

Die üblichen Formalitäten...

Bis auf die Erasmusdokumente und das Wohnheim habe ich keinerlei Formalitäten klären müssen.

Handyvertrag aus Deutschland kann normal genutzt werden. Roaming ist in Schengen nicht mehr kostenpflichtig,
Einige Anbieter haben sogenannte "EU-Flatrates " mit 1-3 GB Datenvolumen. Das ist meistens Quatsch und ein Trick, damit die Kunden nachdem sie das verbraucht habe weitere GBs freischallten sollen. Wer das EU-Paket kündigt und seine Normalen Daten nutz hat dann genauso viel wie zuvor in Deutschland auch. (Hier kein Gewähr für alle Anbieter, aber es kann sich lohnen sich hier für sich persönlich zu informieren.

Kurzbeschreibung zur Hochschule/Einrichtung...

Die LNU ist ein Campusuniversität. Alles ist an einem Ort, Die Gebäude sind sehr modern und von viel Grün umgeben, Es gibt ein gemütliche Bibliothek, einige Lieferdienste und Imbisse, ein Restaurant, 2 Frisöre, ein Fitnessstudio zwei Studentenbars (die eine hat Mi und Sa offen, die andere Do und Fr) und noch 2-3 Kioske. Drei Supermärkte sind neben dem Campusgelände. Der Campus liegt direkt neben einigen Seen, sowie einem Naturschutzgebiet und hat viele Grünflächen.

Man fühlt sich eigentlich überall wohl und findet viele Plätze zum Arbeiten und Entspannen.

Tätigkeiten / Inhalte / Lehrveranstaltungen deines Praktikums / Studiums /etc.

Ich habe 37,5 CP belegt, hätte aber auch ohne Probleme mehr machen können. Der Arbeitsaufwand ist natürlich abhängig von der eigenen Person und der Kombination der gewählten Module jedoch habe ich pro Woche kaum mehr als 15 Stunden investiert. Vor den Klausuren waren es natürlich mehr, in mehreren Wochen habe ich aber auch nichts gemacht und/oder war verreist.

Bei den meisten meiner Freund waren es ähnlich mit 15-30 Wochenstunden, je nach Person und den jeweiligen Modulen.

Einige Module müssen an der LNU nur bestanden werden, daher ist hier auch der Arbeitsaufwand auch oft nicht so hoch, da man nicht auf das bestmögliche Resultat abzielen muss.

Ich habe CAD, CAE, Java, IT-Security und Swedish for Beginners belegt.

CAD und CAE beinhaltetet wöchentliche Übungen am Computer und eine Kombination aus vorzuzeigenden Datein/Aufgaben und jeweils einer Klausur. CAE ist etwas irritierend benannt, hier geht es mehr um technische Zeichnungen. Das Niveau ist hier auch eher gering und der Kurs ist nicht ganz so gut Organisiert. CAD hingegen hat viel Spaß gemacht und das Niveau war ansprechender. CAD würde ich daher jedem Interessierten weiterempfehlen.

Java hat wenige Vorlesungen, daher ist ein Grundverständnis von Informatik (Datentypen, Schleifen usw. wichtig), programmieren muss man vorab nicht können. Im Kursverlauf erledigt man eigenständige Aufgaben, bei denen man selbst Programme schreibt, die bestimmt Aufgaben erledigen sollen. Hier kann man wirklich gut lernen wie man programmiert und eigene Lösungen finden. Am Ende gibt es noch eine Klausur, hier werden Konzepte abgefragt, Begriffe sind zu erläutern usw. Java kann ich sehr empfehlen.

IT-Security hat mich enttäuscht. An der HsH habe ich hierzu ein 2,5 CP Modulbelegt, bei dem ich extrem viel gelernt habe hab. An LNU bei einem 7,5 CP Modul habe ich nichts gelernt und so ging es auch einem Freund, der vorher kein Modul vorab belegt hatte. Es gab nur 6 Vorlesungen insgesamt und diese waren sehr oberflächlich. Die Prüfungsleistungen waren rein reproduktiver Natur und 95% Fleißarbeit. Dieses Modul empfehle ich an der LNU definitiv nicht weiter.

Schwedisch empfehle ich auch unbedingt, Hierzu habe ich oben bereits etwas geschrieben.

Wie war der Kontakt zu Kommilitonen/Arbeitskollegen/Einheimischen?

Wirklich Kontakt zu Schweden hatte ich nur sehr selten. Auch wenn in meinen Kursen meistens nur 10-15% Erasmusstudenten waren (bis auf den Schwedisch-kurs logischer Weise).
Die meisten Schweden sind eher schüchtern und reden wenig mit Fremden, außer wenn sie betrunken sind. Daher habe ich mich privat bis auf 1-2 Ausnahmen nur mit anderen Austauschstudenten getroffen. Die meisten Internationals kommen aus Frankreich, Italien, UK, Niederlanden, USA und Deutschland (die mit Abstand grüßte Gruppe). Es gab aber auch Menschen aus Brasilien, Korea, Japan, Griechenland, Ukraine, Slowenien und so weiter.

Grundsätzlich war es bei den meisten Menschen, die mir von ihren Auslandssemestern erzählt haben, oft ähnlich mit der "Erasmus-Bubble", da ich aber früher schon ein FSJ in Skandinavien gemacht hatte und von Anfang an Schwedisch sprechen konnte war ich trotzdem etwas enttäuscht, dass ich keinen guten Kontakt zu Schweden aufbauen konnte, obwohl ich das an mehreren Stellen mehrfach versucht habe.

Internationale Freunde habe ich trotzdem viele gefunden und habe mich nicht einsam oder isoliert gefühlt.

Was hast Du in deiner Freizeit gemacht?

Viele Reisen: einmal nach Danzig in Polen mit Kommilitonen, eine Rundreise durch Estland, Litauen und Lettland (ESN-Reise, wahrscheinlich die beste Woche des Semesters), viele Tagestrips in Schweden selbst. Campingtouren nach Öland, Vättern und Väneren. Eine Woche Familienurlaub in einem schwedischen Ferienhaus, ein langes Wochenende in Dänemark, sowie Städtetrips wie Göteburg und Stockholm. Nach dem Semester bin ich noch 3-4 Wochen durch Schweden und Norwegen gereist.

Ich war viel Spazieren und Wandern, Habe mich mit Freunden getroffen und zusammen gekocht und gefeiert. Im Sommer waren wir oft abends am See und haben gelegentlich am Lagerfeuer gesäßen. Ab und zu waren wir in einem der Studentenpubs und im Winter bei den Icehockeyspielen vom lokalen Team (Växjö Lakers). Ab und zu bin ich mit Freunden zu einem Einkaufszentrum etwa außerhalb gefahren um da einzukaufen (Stichwort Systembolaget). Für Schweden typisch sind außerdem häufige Kaffeepausen.

Da ich recht viel Freizeit hatte konnte ich zudem auch noch regelmäßig mit Freunden und Familie telefonieren, PC spielen, lesen oder Filme schauen.

Nach meiner Rückkehr

Fazit und besondere Erlebnisse

Zwischen dem Leben in Schweden und Deutschland gibt es natürlich einige Unterschiede, aber da man oft nur in der Erasmusblase unterwegs ist merkt man das nicht immer. Wer hierherkommt wird wohl nicht von Exotik und Andersartigkeit umgehauen werden, vielmehr wird man sanft aufgefangen, kann entspannt seine Eindrücke aufnehmen und hat dabei keine komplizierten Hürden zu überwinden. Växjö ist keine Partystadt und in Schweden findet man allgemein kaum richtig gute Clubs oder gar Discotheken, aber die Hauspartys sind natürlich überall so gut, wie das, was man daraus macht.

Wer ein großes Abenteuer sucht und auf sich selbst gestellt in die "weite Welt" will sollte sich lieber nicht nach Schweden gehen. Wer aber ein tolles Semester erleben möchte, ohne viel Stress, in einer wunderschönen Natur, an einer sauberen, modernen Uni, der könnte hier goldrichtig liegen. Die Infrastruktur ist super, man kann sich überall frei und sicher bewegen, jede*r spricht Englisch und es gibt einige gute Reisemöglichkeiten in die umliegenden Länder (ESN-Trips, günstige Zugverbindungen, usw:).

Wie klappte es mit der Anerkennung der Leistungen für das Studium an der HsH?

Ist noch in Arbeit.

Welche weiteren wichtigen Hinweise hast Du für zukünftige Studierende?

Es ist sehr weise sich so früh wie möglich zu überlegen, wann und wohin es gehen soll. Ich habe mich bereits 2-3 Semester vorab für den Zeitraum direkt von meiner Bachelorarbeit entschieden, damit ich keine Unterbrechungen im Lern-, Lebensalltag mit meinen hiesigen Kommilitonen habe. Außerdem hat man mehr überblick wo man im Studium steht und weiß auch genau, welche Module man noch braucht und welche halt auch nicht.

Das Auslandssemester startet sobald man mit seinen Koffern vom Bahnhof losfährt, mit dem Auto über die Grenze fährt oder in den Flieger steigt (falls greentravel wirklich keine Option ist). Die ersten Kontakte sind sehr wertvoll, da die meisten Menschen, die Auslandssemester machen oft offen sind und auch gerne andere ansprechen. Daher bilden sich auch schnell die ersten Freundes-Grüppchen, Whatsappgruppen, spontane Treffen und Kaffeerunden. Es lohnt sich enorm am Anfang alles mitzunehmen, so lernt man über 1-2 Ecken nochmal richtig coole Leute kennen, bekommt mit wo welche Partys stattfinden. Auch wenn man nach dem ersten Monat einige Menschen nicht mehr trifft oder das Schlafpensum leidet ist das ein gutes Investment in den Rest des Semesters. Den ersten Städtetrip nach Göteburg für 2 Nächte haben wir nach 10 Tagen in Schweden spontan mit 15 Menschen unternommen. Das hat mich zwar erst etwas überwindung gekostet, mich schon "so früh" darauf einzulassen aber es hat meine Beziehung zu vielen Kommilitonen gestärkt. Zum Ende geht das Semester eh super schnell vorbei und die Klausuren machen das noch schlimmer, daher sollte man wirklich keine Zeit verschlafen und die kostbare Zeit nutzen.

Wie wirkt sich dein Aufenthalt auf den weiteren Werdegang und die Pläne für weitere Auslandsaufenthalte aus?

Da ich eigentlich schon zu Beginn des Studiums wusste, dass ich ein Auslandssemester integrieren möchte hat dies tatsächlich keine großen Veränderungen mit sich gebracht. Ich würde auch im Master noch ein Auslandssemester machen, wenn sich dies mit meiner Lebenssituation vereinbaren ließe, ist aber kein Muss.

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