Wanderlust

Wie war die Praktikums- / Studienplatzsuche?

Für das Erasmus-Semester habe ich mich Anfang April 2015 beworben und zunächst einen Datenbanksatz mit allgemeinen Angaben, meinem Studiengang in Deutschland sowie Zweit- und Drittwahl von möglichen Gasthochschulen ausgefüllt. Dem internationalen Koordinator meiner Hochschule habe ich verschiedene Dokumente, unter anderem meine Immatrikulationsbescheinigung und einen QISPOS-Auszug meiner Noten, vorlegt. Zwei Monate später erhielt ich die Bestätigung, dass ich durch das Internationale Büro für das Frühjahrssemester 2016 an der University of Limerick nominiert wurde. Direkt im Anschluss habe ich mich in die Vorbereitungen gestürzt, mich sehr unkompliziert in der Datenbank meiner Gasthochschule registriert und wenige Tage später bereits meine Matrikelnummer erhalten. Hier muss ich erwähnen, dass das International Office der University of Limerick großartige Arbeit leistet, regelmäßige Info-Emails verschickt und jede noch so kleine Frage sehr zügig und mit einem humorvollem Gruß oder einer Bemerkung über das frostige, stets regnerische irische Wetter am Ende jeder E-Mail beantwortet.
Um die Sinne für Kommunikation innerhalb verschiedener Kulturkreise zu schärfen, kann ich das freiwillige „Ambassador Destination Modul“ des Internationalen Büros empfehlen. Es wird in fast allen Fachbereichen mit Credits angerechnet und kann nach Absolvieren von zusätzlichen Aufgaben während und nach dem Auslandsaufenthalt mit dem „Zertifikat für interkulturelle Kommunikation“ abgeschlossen werden.

Wie war die Zimmer-/Wohnungssuche?

Leicht Mittel Schwer

Meine Unterkunft war...

von Privat Studentenwohnheim Eigene Wohnung Wohngemeinschaft

Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft

Wenn nicht bei den Eltern, so leben Studenten in Limerick entweder in Wohngemeinschaften privater Vermieter oder in den fünf Studentendörfern Plassey, Kilmurry, Thomond, Dromroe und Cappavilla auf dem Campus, deren Kosten mit der Miete einer Zweiraumwohnung in den besseren Stadtteilen von Hannover absolut mithalten können. Mit anderen Worten: Wohnen in Limerick ist alles andere als günstig. Relativ bald habe ich mich auf der Webseite http://www.studentliving.ul.ie/ für das günstigste Studentendorf Plassey Village entschieden, da es fußläufig keine zehn Minuten vom Campus entfernt ist und ich mich in der großen Campuswelt von Limerick nicht verlaufen wollte. Möchte man wie die meisten Studenten Geld sparen, ist es ratsam, sich für ein Zimmer in den umliegenden Wohnheimen Brookfield, Grody und Parkview zu bewerben - das sollte man schnell sein, da die Räume begehrt sind. Private Vermieter können über die University of Limerick angefragt werden und auch Facebookgruppen lohnen sich, da internationale Studierende oft selbst Nachmieter für ihre Zimmer suchen.

Welche Versicherungen hast Du vor der Reise abgeschlossen?

Kranken- und Haftpflichtversicherung
Reiseversicherung
Unfallversicherung

Möchtest Du etwas zu den Versicherungen anmerken?

Neben den Formalien für die deutsche und irische Gasthochschule sind ein paar weitere organisatorische Kleinigkeiten unumgänglich: Es sollte auf jeden Fall der Auslandskrankenschutz bei der Versicherung erfragt werden und gegebenenfalls ein Zusatzschutz beantragt werden. Zudem sollte mit dem eigenen Kreditinstitut abgeklärt werden, ob die Versorgung mit Bargeld auch im Ausland ohne zusätzliche Gebühren gewährleistet werden kann (mehr dazu in der Finanzierung). Auch der BAföG Antrag sollte so schnell wie möglich bei der Stadt Hannover gestellt werden (Team Ausbildungsforderung, nachzulesen unter www.hannover.de oder über Google).

Art der Finanzierung

Stipendium
Eltern/Familie
Ersparnisse
Darlehen
BaföG

Wie waren die Lebenserhaltungskosten?

Ich habe mein Auslandssemester mit ein paar Ersparnissen und Auslands BAföG finanziert, das natürlich erst Wochen nach meinem Aufenthalt in Limerick auf meinem Konto eingegangen ist. Ich wuerde empfehlen, bereits im Vorjahr den Antrag zu stellen, da die erste Rückmeldung auf meinen Antrag knapp ein halbes Jahr nach Antragstellung erfolgte. Die Lebenshaltungskosten würde ich im Durchschnitt leicht höher als in Deutschland bezeichnen, wobei man auch als Student nicht nur von Nudeln und Pesto leben muss. Einige Lebensmittel des täglichen Bedarfs sind im Vergleich sehr viel teurer, andere deutlich günstiger. Ich habe noch nie so viele Mangos und Avocados gegessen, da insbesondere Obst und Gemüse, wenn im Angebot, für Studenten sehr erschwinglich ist. Ich habe hauptsächlich bei dem fünfzehn Fußminuten entfernten Aldi eingekauft, wobei auch die Angebote der teureren Tesco und Dunnes Stores im Auge behalten werden sollten. Sind Lebensmittel im Angebot, sind diese meist deutlich günstiger (für alle Eisliebhaber: Ben und Jerrys Eis gibt es oft für 3,30 Euro pro großem Becher). Leider müssen Studenten für jede Busfahrt einen nicht gerade günstigen Preis zahlen, der je nach Busunternehmen (es gibt zwei) bei 1,80 oder 2,10 Euro pro Fahrt liegt. Möchte man mit Freunden etwas unternehmen, kommt schnell eine größere Summe zusammen. Es ist nachts jedoch empfehlenswert, sich die Kosten für ein Taxi zu teilen, was unter Studenten sehr geläufig ist. Generell ist Essen und Trinken in Irland teurer als in Deutschland, wobei man sich diesen Luxus aufgrund der vielen netten Pubs in Limerick gönnen sollte.

Unterkunft im Monat (ca.)

560

Verpflegung im Monat (ca.)

150

Freizeit im Monat (ca.)

100

Kurzbeschreibung zur Hochschule/Einrichtung...

Das Gelände der Universität wird vom Shannon River durchflossen und ist für mich durch den Mix aus viel Grünfläche und modernen Gebäuden atemberaubend schön. Man findet auf dem Hauptcampus nahezu alles, was Studenten im alltäglichen Leben benötigen: einen SPAR, eine Wäscherei, einen Copy-Shop, einen Buchladen, die riesige UL Arena für sportliche Aktivitäten und jede Menge Bars und Cafés. In den verschiedenen Konzertsälen finden regelmäßig Musikkonzerte, Kinovorführungen und andere lokale Veranstaltungen statt. Bereits nach ein oder zwei Tagen findet man sich in der kleinen Stadt gut zurecht und dank der vielen Hilfestellungen des Internationalen Bueros erreicht man auch die Vorlesungsräume ohne langes Suchen.

Tätigkeiten / Inhalte / Lehrveranstaltungen deines Praktikums / Studiums /etc.

Lehrveranstaltungen finden an der University of Limerick zwölf Wochen lang statt. Hinzu kommt eine Woche Osterferien, eine Woche Prüfungsvorbereitung (Reading Week) sowie zwei Wochen, in denen Examen geschrieben werden. Ich habe verschiedene Lehrveranstaltungen im Bereich Human Resources, Marketing und Organisational Behaviour besucht, die allesamt sehr interessant waren. Die Professoren sind motiviert und versuchen in den meisten Fällen so gut es geht auf die Studenten einzugehen. Die irischen Studenten sind in der Regel Vorlesungszeiten von 45 Minuten gewoehnt, was man daran erkennt, dass in Doppelvorlesungen nach einer Stunde meist ein ungeduldiges Raunen durch die Reihen geht. Zu den meisten Vorlesungen gibt es Tutorien, die wöchentlich oder alle zwei Wochen stattfinden. Dort wird Unterrichtsstoff wiederholt und anhand von Übungen gefestigt. Anwesenheitspflicht bestand mit einer Ausnahme in allen Vorlesungen und Tutorials. Die Benotung in den Fächern setzt sich aus dem Resultat der Examen und so genannten Assignments zusammen. Ich habe unglaublich viele Essays und eine Gruppenpräsentation abliefern müssen. Die Benotungskriterien in Bezug auf Essays sind sehr streng, was ich mit zwei relativ schlechten Noten erfahren durfte. Die University of Limerick legt viel Wert auf das Untermauern von Argumenten mit so viel wissenschaftlichen Studien und Journal Articles wie möglich. Um böse Überraschungen zu vermeiden, würde ich daher empfehlen, etwas mehr Zeit und Mühe in das Verfassen dieser Arbeiten zu investieren und sich rechtzeitig über die Kriterien zum Verfassen eines Essays zu informieren. Das Writing Center der University of Limerick bietet Studenten hier eine sehr gute Hilfestellung bei Texten aller Art.

Was hast Du in deiner Freizeit gemacht?

Die University of Limerick bietet Studenten eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. In den so genannten „Clubs and Societies“ dreht sich alles um Sportarten und anderen Hobbies, darunter Wandern, Fallschirmspringen, Segeln, Surfen, Comedy, Fotografie und sogar Kinos- und Serien. Die Mitgliedschaft kostet einmalig fuenf Euro und berechtigt zur Teilnahme an regelmäßig stattfindenden Trainings oder der Nutzung von unter anderem der Kletterhalle auf dem Campus. Besonders beliebt sind die Clubs „International Society“ und „Outdoor Pursuits Club“, die wöchentlich Sightseeing- und Wanderausflüge in ganz Irland veranstalten. Das Besondere ist, dass alles von Studenten ehrenamtlich fuer Studenten organisiert und durchgeführt wird - ich war und bin sehr beeindruckt mit wie viel Engagement, Stolz und Elan die Organisatoren ans Werk gehen. Ich bin jeden Sonntag mit dem Outdoor Pursuits Club in den verschiedensten Gebirgen Irlands wandern gegangen und habe mehrmals wöchentlich die Indoor-Kletterhalle genutzt. Aber auch fernab von Campus-Aktivitäten kann man sich mit Freunden in gemütliche Bars und Pubs setzen oder am Wochenende über den Milk Market schlendern. Für zehn Euro kommt man sehr günstig mit dem Bus nach Dublin, was ich mehrfach genutzt habe.

Fazit und besondere Erlebnisse

Ich bin mit mittelguten Sprachkenntnissen nach Irland gereist, konnte wenn überhaupt nur ein paar Sätze halbwegs verständlich formulieren und habe am Anfang um jeden Satz gekämpft. Auch die vielen verschiedenen irischen Akzente waren für die Verständigung nicht gerade förderlich, wobei ich mich nach einigen Wochen an die Aussprache gewöhnt habe. Den meisten Professoren konnte ich zu 80 Prozent zuhören, wobei die Iren sehr schnell und manchmal undeutlich sprechen. Ich würde im Zweifel immer raten, nachzufragen wenn man etwas nicht verstanden hat. Die Iren sind ein sehr geduldiges und freundliches Volk und helfen, wo sie nur können. Rückblickend betrachtet hätte ich mich sprachlich etwas besser auf die Auslandsreise vorbereiten können und insbesondere die Grammatik noch einmal anschauen sollen. Generell gilt jedoch, dass auch mit Fehlern in der Aussprache eine fast problemlose Verständigung möglich ist. Nach vier Monaten hat sich mein English zwar deutlich verbessert, jedoch bin ich vom gedankenlosen und flüssigen Sprachgebrauch noch entfernt. Um eine Fremdsprache zu festigen waeren meiner Meinung nach zwei Semester sinnvoll.

Abschließend kann ich sagen, dass das Semester in Limerick zu den besten Erfahrungen meines Lebens zählt. Irland ist ein wunderschönes Fleckchen Erde mit sehr freundlichen und geselligen Menschen, die sich gerne zu einem Bier im nächsten Pub treffen. Auch die Musikkultur ist einmalig und reißt einen sofort mit. Die Iren sind aufgeschlossen und begegnen fremden Menschen ohne Vorurteile und Getuschel hinter dem Rücken. Die meisten sozialen Kontakte habe ich mit anderen Erasmus-Studenten aufgebaut, wobei ich auch ein paar irische Freunde habe, mit denen es garantiert ein Wiedersehen geben wird. Wer bereits gute Kenntnisse in Englisch vorweisen kann, wird diese durch die englischsprachigen Vorlesungen und die Kommunikation mit irischen und internationalen Studenten deutlich verbessern.

Wie klappte es mit der Anerkennung der Leistungen für das Studium an der HsH?

Die Leistungen werden offiziell erst im September anerkannt. Generell kann ich sagen, dass unsere Fakultät hinsichtlich der Anerkennung sehr kulant ist und die Auslandserfahrung für Studierende mehr im Vordergrund steht, als Studienleistungen 1 zu 1 durch Kurse an anderen Universitäten zu ersetzen.

Welche weiteren wichtigen Hinweise hast Du für zukünftige Studierende?

Einen Auslandsaufenthalt vorzubereiten ist kein Hexenwerk. Macht Euch nicht verrückt und seid nicht übereifrig. Das Internationale Büro und mit Sicherheit auch eure Gastinstitution ist mehr als geduldig und unterstützt bei Fragen und Orientierungslosigkeit. Falls Ihr auf BaFöG angewisen seid, stellt den Antrag am besten so bald wie möglich, da die teuren Unterkunftskosten selbst getragen werden müssen. Falls noch Platz im Koffer ist und man ein wenig Geld sparen möchte, kann man sich ruhig ein paar Hygieneartikel auf Vorrat, wie Shampoo, Deo und Duschgel mitnehmen. Weiterhin würde ich raten, lieber weniger Bekleidung für den Alltag mitzunehmen, da man ohnehin in die örtlichen Läden schaut und sich Dinge anschafft. Möchte man gerne wandern, sollte Equipment wie Wanderschuhe (warmes!) Fleece, Mütze, Handschuhe, wasserdichte Wanderhose, etc. den Weg in den Koffer finden, da diese sonst teuer in den Geschäften gekauft werden müssen.

Wie wirkt sich dein Aufenthalt auf den weiteren Werdegang und die Pläne für weitere Auslandsaufenthalte aus?

Die Erfahrungen meines Auslandsaufenthalts haben mich noch mehr motiviert, kulturell und beruflich über den deutschen Tellerrand zu blicken. Ich bin nach dem Auslandsaufenthalt direkt weiter gereist und durch Island und Südnorwegen getrampt. Dadurch konnte ich mein Englisch deutlich verbessern. Noch immer befinde ich mich im Ausland und ich beabsichtige, mich nach meinem Bachelorabschluss in Norwegen um einen Job zu bewerben.