Erfahrungsbericht: Auslandssemester Schweden

Allgemeine Daten

21.08.2016 - 15.12.2016
Schweden
Karlstad
Duettgatan 9

Art des Aufenthalts

Praktikum Auslandssemester Kurzaufenthalt Abschlussarbeit

Hochschule / Betrieb im Ausland

Karlstad University

Fachrichtung des Betriebs

Arts and Social Sciences

Studiengang

Business Administration

Vor meiner Abreise

Wie war die Praktikums- / Studienplatzsuche?

Die Entscheidung ein Semester im Ausland zu verbringen, stellte mich vor die große Frage: Wohin? Als erstes schaute ich mir auf der Internetseite der Hochschule eine Übersicht aller Partnerhochschulen an und entschied mich dann relativ spontan für die Länder, die mich als erstes ansprachen. Ich mochte schon immer skandinavische Länder und war als Kind einmal in Schweden. Schon damals war ich begeistert von der Natur und dem Land. Ich gab also Schweden als ersten Wunsch an und hatte Glück. Die Karlstad University war zu dem Zeitpunkt die einzige Partnerhochschule der HSH, dadurch verlief die Studienplatzsuche relativ einfach. Das TIP und auch deren Homepage boten alle zur Bewerbung benötigten Informationen. Trotzdem hieß es noch mal Daumen drücken, da pro Semester immer nur ein Studierender an die Karlstad University geschickt werden kann. Ich denke, dass ich Glück hatte, da ich mich für das Wintersemester in Schweden beworben habe -im Sommer gibt es sicherlich mehr Andrang. Nachdem die HSH mich offiziell als geeignete Bewerberkanditatin an der Karlstad University vorgeschlagen hatte, ging alles ganz schnell. Die restlichen Bewerbungsunterlagen waren schnell abgegeben und so bekam ich letztendlich die Zusage von der schwedischen Universität.

Wie war die Zimmer-/Wohnungssuche?

Leicht Mittel Schwer

Meine Unterkunft war...

von Privat Studentenwohnheim Eigene Wohnung Wohngemeinschaft

Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft

Die Zimmersuche wurde durch die Karlstad University unglaublich erleichtert. Ich musste mich fast um gar nichts kümmern. Man wurde während der gesamten Zeit, von Beginn der Bewerbung bis zum Abflug, jederzeit per E-Mail über aktuelle und wichtige Dinge informiert. So bekam ich mit meiner Zusage eine Information, dass ich in kürze eine E-Mail bezüglich meiner Unterkunft in Schweden bekommen werde. Die Karlstad University arbeitet in gewisser Weise direkt mit dem in der Stadt weitverbreitetem Unternehmen KBAB zusammen. KBAB vermietet viele Appartments in der ganzen Stadt, zum großen Teil speziell für Studenten. Ich bekam also eine E-Mail mit einem direkten Link, unter dem ich mein Wunschzimmer ganz bequem online "aussuchen" konnte. Es gab dabei drei Varianten zur Auswahl: 16, 21 oder 23 m2. Die Mietpreise waren dabei je nach Größe des Zimmers natürlich unterschiedlich. Alle Austauschstundenten lebten in einer großen "Anlage" zusammen. 10 Minuten Fußweg von der Universität entfernt liegt der "Campus" -das Studentenwohnheim. In zwei Straßen, die sich gegenüberliegen, gab es mehrere Wohnheime für Studenten. Ich wohnte in Duettgatan, wo fast ausschließlich nur Austauschstudenten wohnen. Je nach Gebäudegröße gibt es zwei oder drei Etagen. In der Regel wohnt man mit zehn anderen Austauschstundenten auf einem Flur. Jedes Zimmer verfügt dabei über ein eigenes Bad, pro Flur wird sich eine große Küche mit Aufenthaltsbereich (Sofas, Couchtisch etc.) geteilt. Mein Zimmer war sehr sauber und alle benötigten Möbel: Bett, Schreibtisch, Stuhl, Kleiderschränke, Regal, Mülleimer, Nachttisch und sogar einen sehr bequemen Sessel. Die zweite Straße, Triogatan, wird meist von einhemischen Studenten sowie Austauschstundenten, die länger als ein Semester bleiben, bewohnt. Generell trifft man im Studentenwohnheim jedoch nicht viele schwedische Studenten, dies mag aber auch daran liegen, dass Duett- und Triogatan trotz der Nähe zueinander im Alltag ziemlich isoliert voneinander sind. Die "Trio-Leute" waren meist bei sich in Triogatan und die "Duett-Leute" in Duettgatan. Der Campus ist sehr schön und ruhig gelegen. Er befindet sich unmittelbar in Waldnähe, der hervorragend zum Joggen genutzt werden kann. Auch ein wunderschöner, großer See ist ganz in der Nähe.

Finanzen und Versicherungen

Welche Versicherungen hast Du vor der Reise abgeschlossen?

Kranken- und Haftpflichtversicherung
Reiseversicherung
Unfallversicherung

Möchtest Du etwas zu den Versicherungen anmerken?

Zu Beginn wollte ich eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung abschließen, da mir das von meiner Versicherung empfohlen wurde. Allerdings wird das meiste ohnehin von der eurpopäischen Krankenversicherungskarte abgedeckt, hinzu kam, dass eine zusätzliche Versicherung pro Tag abgerechnet wird und ich am Ende sehr viel Geld hätte zahlen müssen. Während meines Aufenthaltes in Schweden musste ich kein einziges Mal zum Arzt. Handelt es sich nicht wirklich um einen Notfall würde ich auch jedem davon abraten. Das schwedische Gesundheitssystem ist wirklich grausig. Wer einen Arzt sehen möchte, muss ins Krankenhaus, da es nicht so etwas wie eigenständige Arztpraxen gibt. Man wartet mehrere Stunden, sieht dann nicht mal einen Arzt, sondern meist nur eine Krankenschwester und bekommt am Ende nicht wirklich Hilfe -solange es sich nicht um einen Notfall handelt.

Wie lief es mit den Finanzen?

Finanziell bin ich während meines Auslandssemesters sehr gut ausgekommen. Neben der ERASMUS Förderung und dem Hind und Weg Stipendium habe ich vor allem bei der Miete finanzielle Unterstützung von meinen Eltern bekommen. Dies lag vor allem daran, dass die Miete vor Abreise auf einen Schlag zu zahlen war (circa 2.000 Euro). Des Weiteren hatte ich die Möglichkeit auch während meines Auslandsaufenthaltes noch für meinen deutschen Arbeitgeber zu arbeiten. Dieses zusätzliche Geld plus ein bisschen Geld, das ich mir vor Abreise angespart hatte, halfen mir sehr. Auch wenn die Förderungen aus den Stipendien bereits sehr hoch sind, muss man sich trotzdem bewusst sein, dass dieses Geld allein nicht ausreichen kann. Es reicht "lediglich" entweder für die Miete oder die Lebenshaltungskosten vor Ort. Wie man mit den Finanzen zurecht kommt, hängt vor allem auch davon ab, wieviel man feiern will -Alkohohl kann ein extrem hoher Kostenfaktor in Schweden sein- und ob man sehr viel reisen möchte. Ich bin vor Ort zwar etwas herumgreist, jedoch nicht so viel wie ich es gern getan hätte. Dies lag jedoch hauptsächlich an meinen Kursen, die es mir sehr schwer machten, während der Vorlesungszeit einige Tage zu fehlen. Möchte man an den meisten der angebotenen Gruppenreisen teilnehmen, sollte man auf jeden Fall ausreichend Geld vor Auslandsaufenthalt beiseite gelegt haben (die geführten Reisen kosten meist 300-500 Euro).

Art der Finanzierung

Stipendium
Eltern/Familie
Ersparnisse
Darlehen
BaföG

Wie waren die Lebenserhaltungskosten?

Die Lebenshaltungskosten in Karlstad hängen sehr stark davon ab, wo man einkaufen geht. Die meisten Supermärkte in Karlstad waren nicht fußläufig erreichbar, direkt beim Studentenwohnheim gibt es jedoch einen Kiosk sowie eine Pizzeria. Auch neben der Uni gibt es einen Kiosk. Hatte ich mal nicht viel Zeit und vielleicht auch einfach keine Lust den Bus zu den günstigeren Supermärkten zu nehmen, griff ich also auf diese Läden zurück. Die Preise für Lebensmittel sind in Schweden ohnehin teurer als in Deutschland, kauft man dann auch noch in den teuren Kiosken ein, bezahlt man gleich doppelt so viel. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Busfahrten und das Umsteigen in Kauf zu nehmen, um zum Beispiel beim LIDL einzukaufen. Auf viele Produkte habe ich fast komplett verzichtet, weil sie im Vergleich zu Deutschland einfach so teuer waren (Fleisch und Käse z.B.). Auch auf Alkohol habe ich zumindest zu Beginn häufig verzichtet, alleine weil ich von den Preisen so abgeschreckt war. So kostet eine billige Flasche Weißwein beispielsweise mindestens 7-8 Euro.

Unterkunft im Monat (ca.)

400 Euro

Verpflegung im Monat (ca.)

120 - 140 Euro

Freizeit im Monat (ca.)

30 Euro

Sonstiges

Busticket: 40-50 Euro pro Monat

Während meines Aufenthalts

Die üblichen Formalitäten...

Das wichtigste während des Aufenthaltes sind wohl eine funktionierende Kreditkarte und ein Router. In den Studentenwohnheimen gibt es auf jedem Zimmer einen Internetanschluss. Ich habe mir einen Router von zu Hause mitgebracht, man kann sich aber auch einen günstigen vor Ort kaufen oder mit Glück auch einen von anderen Studenten, die bald wieder abreisen, leihen.
In Schweden habe ich alles per Kreditkarte bezahlt. Das hatte den Vorteil, dass ich keine Gebühren zahlen musste. Wenn ich Geld von einem Automaten abgehoben habe, vielen oft Gebühren von bis zu 8 Euro an. In Schweden lässt sich in der Regel alles per Kreditkarte bezahlen, was vieles sehr viel leichter machte.

Kurzbeschreibung zur Hochschule/Einrichtung...

Die Karlstad University ist die einizige Uni in Karlstad und noch relativ neu. Das Gebäude ist sehr schön und modern. Einige kleinere"Restaurants" im Mensa-Stil sowie kleine Verkaufsstationen befinden sich in der Universität. Die Bibliothek ist sehr groß und bietet viel Platz sowohl für Gruppen oder auch Einzelpersonen. Ruhige Leseräume, Arbeitsplätze mit Sprechverbot und große Bereiche, in denen man sich mit seinen Gruppenmitgliedern austauschen kann, machen das Lernen sehr einfach.

Tätigkeiten / Inhalte / Lehrveranstaltungen deines Praktikums / Studiums /etc.

Insegsamt habe ich in Schweden zwei Kurse belegt. generell sind die Semester etwas anders aufgebaut als in Deutschland. So hat man meist pro Trimester einen "großen" Kurs (100% Pensum, für 15 Credits). Es gibt jedoch auch 7,5 Credit-Kurse (50% Pensum), von denen dann zwei zur gleichen Zeit belegt werden können. Mein erster Kurs "Marketing Strategies" (15 Credits) war sehr seminarorientiert. Aufgabe des Kurses war es eine Marketingstrategie für ein ortsansässiges Unternehmen zu erstellen. Es war also ein Mix aus Vorlesung und Projekt. Alles in allem war der Aufwand für diesen Kurs sehr hoch, was ich anfangs eher nicht erwartet hätte. Insgesamt bestehend aus 3 Modulen, erfolgte am Ende jedes Moduls (nach circa 2-3 Wochen) eine 1-stündige Klausur, eine Gruppenpräsentation und ein Gruppenbericht. Zum Abschluss des Kurses mussten dann noch zwei weitere Berichte verfasst werden sowie eine große Präsentation vor den Dozenten und dem zugewiesenen Unternhemensleiter gehalten werden.
Mein zweiter Kurs "Macroeconomics, Globalization and Economic Growth" (15 ECTS) ähnelte schon mehr den Vorlesungen, die ich an der HSH besucht habe. Dieser Kurs war ebenfalls in zwei Teile aufgeteilt. Der erste Teil machte circa 75% des Kurses aus und wurde mit einer Klausur am Ende geprüft. Für den zweiten Teil mussten zwei Hausarbeiten in dreier bis vierer Gruppen geschrieben werden.
Beide Kurse waren relativ fordernd und ich würde fast sagen, dass ich noch nie so viel Aufwand während der Vorlesungszeit in einen Kurs investiert habe. Eigenständiges Vor- und Nacharbeiten war teilweise unerlässlich, sofern man auf eine gute Note abzielt. Allerdings habe ich bei anderen Austauschstundenten mitbekommen, dass es durchaus leichtere Kurse an der Uni gibt. So gibt es "Standard-Kurse" die sehr häufig von Austauschstundenten besucht werden (Schwedisch-Sprachkurse, "Business Cultures -Locally and Globally", "The Swedish State Welfare Model"...). Diese waren laut Berichten von anderen Austauschstundenten und meinen Beobachtungen nicht ganz so aufwendig.

Wie war der Kontakt zu Kommilitonen/Arbeitskollegen/Einheimischen?

Der Kontakt zu Kommilitonen und Einheimischen war sehr stark davon abhängig, ob diese ebenfalls im Studentenwohnheim wohnten. Allgemein lässt sich sagen, dass man mit den Menschen aus dem Studentenwohnheim am meisten zu tun hat. Die schwedischen Stundierenden, die ebenfalls in meinen Kursen waren, habe ich außerhalb der Uni fast nie gesehen.

Was hast Du in deiner Freizeit gemacht?

Meine Freizeit verbrachte ich oft mit Joggen in dem anliegenden Wald, Ausflügen mit anderen Austauschstunden in die Stadt und ab und an Feiern im Club. Allerdings kosten die meisten Clubs einen relativ hohen Eintritt, die Getränke sind unglaublich teuer und um 2.00 Uhr morgens ist spätestens Feierabend, weil die Clubs schließen. Aufgrund meiner aufwändigen Kurse konnte ich nur an einigen Wochenenden reisen.

Nach meiner Rückkehr

Fazit und besondere Erlebnisse

Ich kann nur sagen, dass sich mein Auslandssemester in Schweden in jedem Fall gelohnt hat. Ich habe tolle Menschen kennengelernt, unglaubliche Erfahrungen gemacht, mein Englisch aufgebssert und vor allem etwas über mich selbst gelernt.

Wie klappte es mit der Anerkennung der Leistungen für das Studium an der HsH?

Den Kurs "Marketing Strategies" (15 ECTS) kann ich mir an der HSH mit 10 Credits für die Marketing-Vertiefung (MUM) anrechnen lassen. "Macroeconomics, Globalization & Economic Growth" (15 Credits) als das Pflichtmodul Wirtschaftspolitik (6 Credits). Zu beachten ist dabei, dass die Anrechnung an der HSH etwas "tykisch" ist. An der Karlstad University kann man Kurse bestehen (G), außerordentlich gut bestehen (VG) oder eben auch durchfallen. Möchte man sich seine Noten aus Schweden dann an der HSH anrechnen lassen, hat man entweder die Möglichkeit eine 1,0 für ein "VG" oder eine 4,0 für ein (G) zu bekommen. Meiner Meinung nach erhöht diese Art der Notenanrechnung den Leistungsdruck ungemein. Wie bereits erwähnt, gab es einige Kurse, die vor allem auf Austauschstudenten ausgelegt und vom Anspruch her daher etwas geringer waren. Ich denke, dass in diesen Fächern ein VG auch mit durchschnittlichem Aufwand durchaus erreichbar ist. Wählt man nun aber anspruchsvollere Kurse, kann es durchaus schwer sein, ein VG zu erreichen. Meine Anerkennung ist momentan noch nicht erfolgt, da ich immer noch auf ein Ergebnis aus Schweden warte. Das TIP informierte mich jedoch auch darüber, dass es in einigen Fällen möglich sei eine 3,0 anstatt einer 4,0 zu bekommen. Ich schätze, dass die Notengebung bei einem "G" in manchen Fällen individuell erfolgt.

Welche weiteren wichtigen Hinweise hast Du für zukünftige Studierende?

Allen Studierenden, die über ein Auslandssemester nachdenken, sei es nun in Schweden oder in einem anderem Land, kann ich nur raten: Denkt nicht zu viel darüber nach -tut es einfach! Auch wenn der Abschied am Anfang vielleicht weh tut, man seine Freunde und Familie vermisst, im Nachhinein ist es den Aufwand wert. Es tut unglaublich gut, seine Komfortzone zu verlassen und so ein Auslandssemester lässt einen irgendwie ein bisschen über sich selbst hinauswachsen. Man fühlt sich danach ein bisschen stärker, selbstsicherer und macht zudem Erfahrungen, die ein Leben lang bereichern.

Wie wirkt sich dein Aufenthalt auf den weiteren Werdegang und die Pläne für weitere Auslandsaufenthalte aus?

Da es sich bei meinem Auslandssemester in Schweden um meinen zweiten Auslandsaufenthalt über einen längeren Zeitraum handelte, ist mein Fernweh nun erstmal für eine Weile gestillt. Meine aktuelle Planung sieht erst mal den Einstieg in das Berufsleben vor, der hier in Deutschland stattfinden wird. Dennoch reizt mich ein Berufsumfeld mit internationalem Bezug sehr, auch wenn ich nicht unbedingt auf Dauer im Ausland arbeiten wollen würde. Offen für einen weiteren Auslandsaufenthalt möchte und werde ich jedoch immer bleiben.

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